Der Hungertod ist vermeidbar

Martin Ling über Coronafolgen für mangelernährte Kinder

»Jedes Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.« Das Diktum des Kapitalismuskritikers Jean Ziegler stimmte schon vor der Corona-Pandemie und es stimmt unverändert. Nur die Zahl der zusätzlich Verhungernden ist offen: Nach derzeitigem Stand drohen laut dem US-Entwicklungspolitik-Institut IFPRI durch die verheerenden Folgen der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr bis zu 180 000 Kinder unter fünf Jahren zusätzlich zu verhungern.

In den Jahren vor Corona waren es zuletzt weit über zwei Millionen Kinder, die pro Jahr den Hungertod starben. Es ist kein Trost, dass wenigstens die Tendenz seit 1990 nach unten zeigt, als noch über sechs Millionen Kinder die Mangelernährung nicht überlebten. Und auch jene, die sie überleben, tragen meist bleibende Schäden in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung davon.

Die Corona-Pandemie mag Schicksal sein, der Hunger war und ist es nicht. Es gibt Konzepte, um die Länder des Globalen Südens widerstandsfähig gegen den Hunger zu machen. Schon 2008 kam der Weltagrarrat – über 400 Expertinnen und Experten aller Kontinente und Fachrichtungen – in seinem Abschlussbericht zu der Erkenntnis, dass der Weg zur Bekämpfung von Hunger und Armut in der Förderung der Agrarökologie liege.

Passiert ist seitdem so gut wie nichts, weil die reichen Staaten aus dem Globalen Norden an ihrer Agrarpolitik festhalten. So verschaffen sie ihrem Agrobusiness von Monsanto über Glencore bis Tönnies Profite, die auf Kosten von Arbeits- und Umweltbedingungen sowie in letzter Konsequenz auf Kosten von Kindern gehen. Denn die Überschüsse des Nordens werden auf den Märkten des Südens zu Dumpingpreisen verramscht, was lokale Agrarproduktion zerstört. Solange dem Globalen Süden Ernährungssouveränität verwehrt wird, werden weiterhin Kinder verhungern.

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