Senioren sollen nicht analog bleiben

Autoren des achten Altersberichts geben Empfehlungen zum Umgang mit der Digitalisierung

Die Digitalisierung ist eine Chance. Für diejenigen, die daran teilhaben können. Dass dies bei weitem nicht jedem möglich ist, macht derzeit die Coronakrise offenbar und deckt die schon vor Covid 19 bestehenden Ungleichheiten der sich digitalisierenden Gesellschaft auf. So bleibt Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Haushalten der digitale Zugang zu Bildung oftmals verschlossen. Aber auch am anderen Ende des Altersspektrums tut sich eine Kluft auf, sogar noch deutlicher als bei der jungen Generation. »Der Zugang zu und die Nutzung von digitalen Angeboten sind innerhalb der Gruppe der älteren Menschen je nach Bildungsstand und Einkommen ungleich verteilt - deutlich ungleicher als zwischen jüngeren Menschen«, heißt es in dem am Mittwoch vorgestellten achten Altersbericht.

Darin formuliert die interdisziplinär zusammengesetzte Altersberichtskommission unter der Leitung von Andreas Kruse von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg die Chancen der Digitalisierung für ältere Menschen und Empfehlungen, damit diese auch genutzt werden können. »Digitalisierung ist für ältere Menschen genauso wichtig wie für die nachfolgenden Generationen«, so der Chef der Altersberichtskommission. Der Zugang sei aber noch sehr unterschiedlich.

In ihren Empfehlungen fordert die Sachverständigenkommission denn auch unter anderem »die Bundesregierung auf, sicherzustellen, dass alle Menschen auf den Weg in die Digitalisierung mitgenommen werden und ihnen die Möglichkeit gegeben wird, an den Chancen der Digitalisierung zu partizipieren«. Deshalb empfehle man, dass in allen Wohnformen älterer Menschen - ob Privatwohnungen, Betreutes Wohnen oder Zimmer in der stationären Versorgung - Internetzugänge bereitstünden und genutzt werden könnten.

Daneben solle das Thema »Alter« in der Umsetzungsstrategie der Bundesregierung »Digitalisierung gestalten« mehr Gewicht bekommen, dort in Zukunft ein eigenes Handlungsfeld bilden und die verschiedenen im Altersbericht bearbeiteten Lebensbereiche Wohnen, Mobilität, soziale Integration, Gesundheit, Pflege sowie Leben im Quartier sollten eigene Schwerpunkte bilden.

Auch das Bundesgesundheitsministerium unter Jens Spahn (CDU) wird aufgefordert, »die Belange älterer Menschen mit körperlichen, kognitiven oder anderen pflegerelevanten Bedarfen und Bedürfnissen stärker in seinen strategischen Überlegungen zu E-Health, Telemedizin und Digitalisierung in der Pflege zu berücksichtigen«. Bundesseniorenministerin Franziska Giffey (SPD) erklärte: »Die Digitalisierung birgt gerade auch für ältere Menschen ein riesiges Potenzial, das wir noch viel stärker ausschöpfen müssen.« Gleichzeitig gelte es, die digitale Kluft, die es innerhalb der älteren Generation gebe, abzubauen.

»Die digitale Teilhabe von älteren Menschen scheitert vielerorts bereits an der Infrastruktur«, kritisierte Katrin Werner, seniorenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. »Wir brauchen endlich eine Strukturpolitik, die allen Menschen auch in ländlichen Regionen und in Pflegeheimen einen Zugang zu schnellem Internet ermöglicht.« Gerade ältere Menschen, die in Armut lebten, seien von der digitalen Teilhabe ausgeschlossen. Diese Spaltung müsse konsequent durch eine Sozialpolitik bekämpft werden, die alle Menschen wirksam vor Armut schütze, so Werner. Kordula Schulz-Asche, Sprecherin für Alten- und Pflegepolitik der Grünen im Bundestag, erklärte: »Die soziale Frage ist heute mehr denn je auch eine der digitalen Gerechtigkeit. Für Autonomie und Teilhabe tun wir gut daran, die Veränderung unserer Gesellschaft in gute Bahnen zu lenken, damit niemand auf ein Abstellgleis gerät.«

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