Mehr Wertschätzung für Lehrberufe

Im OECD-Vergleich schneidet Deutschland gut ab - doch es fehlt an Lehrern und Digitalisierung

  • Josefine Körmeling
  • Lesedauer: 3 Min.

Der jährliche OECD-Bericht »Bildung auf einen Blick« zeigt die Chancen und Herausforderungen des deutschen Bildungssystems im Vergleich zu den anderen 36 OECD-Ländern sowie neun Partnerländern.

Der diesjährige Fokus der Studie liegt auf der beruflichen Bildung - ein Bereich, in dem Deutschland punkten kann. Die Studie attestiert den hiesigen beruflichen Ausbildungen einen starken Praxisbezug, der für einen guten Anschluss auf dem Arbeitsmarkt sorgen würde. »Die Abstimmung zwischen Bildung und Arbeitsmarkt funktioniert gut«, sagte Andreas Schleicher, OECD-Direktor für Bildung und Kompetenzen, am Dienstag vor der Bundespressekonferenz. Stefanie Hubig, Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und SPD-Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz, betonte, die Gleichstellung von berufsbildender und akademischer Ausbildung müsse nun mehr in den Fokus gerückt werden.

Die Gesamtausgaben für Bildungseinrichtungen lagen im Jahr 2017 laut Bericht bei 4,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts - gut einen halben Prozentpunkt unter dem OECD-Durchschnitt. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek (CDU), sieht darin Potenzial für weitere Investitionen, aber sagt auch: »Geld ist nicht alles.« Auch der Fokus auf Inhalte und Qualifikationen sei wichtig.

Ein weiterer Aspekt des OECD-Berichts ist die frühkindliche Bildung. Auch hier schneidet Deutschland gut ab. Die Bildungsbeteiligung von Kindern unter drei Jahren ist laut OECD hoch: 2018 lag sie bei 38 Prozent (26 Prozent im OECD-Durchschnitt) und ist damit seit 2005 um über 20 Prozentpunkte gestiegen. Punkten kann Deutschland auch beim Betreuungsschlüssel in der frühkindlichen Bildung. Dieser ist mit weniger als zehn Kindern pro Fachkraft im internationalen Vergleich hoch. Hubig sieht einen »Systemwechsel« im deutschen Bildungssystem. Dennoch müssten die Anstrengungen, Kinder schon früh ins Bildungssystem zu bringen, weiter fortgesetzt werden.

Als die aktuell größten Herausforderungen für die Bildung bewertet Bundesministerin Karliczek die Corona-Pandemie, die mit bundesweiten Schulschließungen zu hohen Kosten geführt hatte, und die Digitalisierung. Mit dem »Digitalpakt« hatte die Bundesregierung im Jahr 2019 ein Programm gestartet, um die Digitalisierung an Schulen voranzubringen. »Technik ist nur so gut, wie sie genutzt wird«, antwortet Schleicher auf die Kritik, dass die Mittel zu langsam verteilt würden. Es sei schon viel an Infrastruktur bereit gestellt worden und eine Umsetzung digitaler Konzepte müsse jetzt auch direkt aus den Klassenräumen kommen.

Das letzte Kapitel des Berichts widmet sich den Lehrkräften. Das Gehalt von deutschen Lehrer*innen ist im OECD-Vergleich hoch - dennoch gibt es einen Lehrer*innenmangel. KMK-Präsidentin Hubig sagte dazu: »Es wird viel Geld ausgegeben, aber es braucht auch Wertschätzung für Lehrer und Erzieher.« Während der Corona-Pandemie hätten diese zuletzt enorme Anstrengungen unternehmen müssen. Die Pandemie habe auch die Bedeutung von Präsenzunterricht herausgestellt. »Eine erneute Schulschließung kann nur Ultima Ratio sein«, so Hubig.

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