Ältere sollen immun werden
Experten empfehlen eine Rangfolge beim Impfen gegen Covid-19
Niemand solle gegen seinen eigenen Willen geimpft werden. Das ist einer der zentralen Aussagen, die der Deutsche Ethikrat, die Ständige Impfkommission und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina am Montag getroffen haben. Impfungen setzten eine aufgeklärte, freiwillige Zustimmung voraus, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier der drei Institutionen. Eine pauschale Impfpflicht schließen sie daher aus. Nur wenn es schwerwiegende Gründe gebe, lasse sich für eine klar definierte Gruppe von Menschen eine Impfpflicht rechtfertigen - etwa für Mitarbeiter, die in ständigem Kontakt mit Hochrisikopatienten stehen. In der Vergangenheit zeigten sich Coronaausbrüche vor allem in Pflegeheimen, in denen viele alte und bereits erkrankte Menschen leben, als verheerend. Denkbar sei es daher, bei Pflegekräften eine Impfung vorauszusetzen.
Das Positionspapier soll der Politik zur Orientierung dienen. Denn wenn es Impfstoffe geben wird - im kommenden Jahr wird mit der Zulassung mehrerer Präparate gerechnet -, kann voraussichtlich nicht die gesamte Bevölkerung auf Anhieb geimpft werden. Es wird eine Priorisierung geben müssen, die zweifelsohne Härten nach sich ziehen wird.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt mit Sorge auf die Altersstruktur der Bevölkerung geschaut. 23 Millionen Menschen in Deutschland seien älter als 60 Jahre, die Bundesrepublik sei nach Japan das Land mit der zweitältesten Bevölkerung. Zudem seien Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht weit verbreitet, die Risikofaktoren bei einer Coronainfektion darstellen können. Unterm Strich gehören laut Spahn also 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung zu einer Risikogruppe, die einen schnellen Impfschutz braucht.
In ihrem Positionspapier skizzieren die drei Wissenschaftsorganisationen, wie der Zugang zu dem Impfstoff geregelt werden könnte. Die Anforderungen hierfür seien hoch, unterstrichen die Experten, weil die Auswahlkriterien sowohl nach medizinischen, ethischen als auch rechtlichen Prinzipien erfolgen sollten, und zugleich müsste dies der Bevölkerung verständlich dargelegt werden.
Die Institutionen empfehlen daher, zuerst Ältere sowie Menschen mit Vorerkrankungen zu impfen. »Sehr alte Patienten (...) haben mit Abstand die höchste Risikokonstellation«, sagte die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyxs. Ferner sollten Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeheimen rasch gegen das Virus geimpft werden. Priorisiert werden sollten auch Menschen, die gesellschaftliche Schlüsselstellungen einnehmen. Das sind etwa Mitarbeiter von Gesundheitsämtern, Polizisten, Feuerwehrleute, Lehrer und Erzieher. Außerdem sollten Menschen, die in Heimen für Obdachlose oder Asylbewerber beengt untergebracht sind, dazugehören.
Noch seien aber genaue Feststellungen zu einer Priorisierung nicht endgültig getroffen worden, betonte Buyx. Dazu fehlten noch notwendige Daten.
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