Die Rezension - Pharmaindustrie angeklagt

  • Lesedauer: 1 Min.
Ausgangspunkt des von Jackie Law vorgelegten Buches »Big Pharma. Das internationale Geschäft mit der Krankheit« ist die Feststellung, dass sich pharmazeutische Großkonzerne wie Merck, Pfizer oder Bayer nicht an den tatsächlichen Krankheiten der Menschen, sondern ausschließlich an profitablen Interessen orientieren. Die Kapitalpräferenz hat zur Folge, dass die globalen Ausgaben für pharmazeutische Produkte 2004 einen Wert von etwa 500 Milliarden erreichten. Law erkennt daran ein asymetrisches Verhältnis von den Gesundheitskosten zu innovativer Medizinforschung: 2004 entwickelte die Gesundheitsindustrie 23 neuartige Wirkstoffe, von denen lediglich vier als therapeutische Weiterentwicklungen gelten. Diese behandeln ausschließlich Krankheitsbilder der industriellen Wohlstandsgesellschaften. In der Dritten Welt dominierende Krankheiten und Seuchen wie das HI-Virus, Tuberkulose und Malaria werden dabei nicht berücksichtigt. Law beschreibt sowohl die außerordentliche Position der Pharmakonzerne in der internationalen Wirtschaftsordnung als auch ihre Einflussnahme auf wissenschaftliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit an den Universitäten. Selbst Ärzte sind ihr ausgesetzt. Das Buch ist eine Anklageschrift, die zum einen durch eine Fülle empirischen Datenmaterials als auch durch fundiertes medizinisches Fachwissen überzeugt. Es bestätigt die Annahme, dass Gesundheit unter neoliberalem Paradigma als eine Ware verstanden wird, mit der primär Geld zu verdienen ist. Christian Klemm
Jackie Law: Big Pharma. Das internationale Geschäft mit der Krankheit. Patmos Verlag, 327 S., geb., 24,90 EUR.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.