Ist das ein schönes Hundeleben!
Im Kinderbuch »Grand Hotel Bellvue« ist die Frage, ob man als Hund zu den Gästen oder zum Personal gehört
Das sind blasierte Eltern, unterwegs in ach so wichtigen Geschäften. »›Was ist denn das für eine Bruchbude?!‹, sagte Frau Schnuppe. ›Herbert?‹ Herr Schnuppe zuckte zusammen, nahm für einen Moment das Handy vom Ohr und sagte: ›Schatzi?‹« Notgedrungen haben diese Eltern ihren Sohn dabei, weil im Ferienlager kein Platz zu finden war. Kaum im Hotel angekommen, werden sie dringend zu einem Meeting gerufen - und vergessen bei ihrem Aufbruch zum Flugplatz sogar ihr Kind.
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Hendrik Jonas: Grand Hotel Bellvue. Tulipan, 56 S., geb., 16 €.
Das Hotel heißt »Bellvue« - nicht ohne Grund. Denn der in Berlin lebende Grafiker Hendrik Jonas, der sich die Geschichte ausgedacht hat und die bezaubernden Bilder malte, lässt durchweg Hunde agieren. »Von Pudel, Mops bis Dalmatiner - hier ist für jeden Hundeliebhaber etwas dabei«, wirbt der Verlag. So könnte es auch ein Buch über verschiedene Hunderassen sein, die sich hier allerdings nicht von Menschen unterscheiden.
Der Hoteldirektor, »ein übergewichtiger Dalmatiner«, tut alles, um dem kleinen Hund bis zur Rückkehr seiner Eltern die Tage interessant zu machen. Nicht indem er ihm einen Fernseher ins Zimmer stellt oder einen Computer mit Videospiel, wie es die Mutter getan hätte, sondern indem er ihn in eine Welt führt, die er nicht kannte.
Die Gäste und das Personal: Menschen, die Koffer tragen, Zimmer säubern, heizen, kochen ... Wie viele Leute in einem Hotel nötig sind, um anderen das Leben angenehm zu machen! Dieses Bilderbuch für Kinder ab drei Jahren hat es in sich. Für Eltern, die ihre Sprösslinge nicht so beiseiteschieben wie die des kleinen Hundes, bietet es jede Menge Stoff, zum nachdenklichen Erklären.
Eigentlich öffnet sich ein Bild unserer Gesellschaft, wo es ein Oben und Unten gibt, wo die einen mit dem Handy am Ohr Taxi fahren, während sich andere für sie krummmachen müssen. Dass »Mademoiselle Tütü«, das freundliche Zimmermädchen (ein Pudel), schlecht bezahlt wird, ließe sich beim Vorlesen anmerken, und dass es eine schwere Arbeit ist, Kohlen zu schippen, zumal wenn man ein Yorkshire-Terrier ist, ebenso. Auch dass der Koch (ein Mops) wahrscheinlich abends keine Zeit hat, den Kindern Bücher vorzulesen.
Da macht es wohl einen Unterschied, ob man bei diesen Arbeiten eine Gastrolle spielen darf wie der kleine Hund, den nun alle lieben, oder ob man das für immer macht. Etwas könnte er von seinen Eltern doch geerbt haben, denn als sie wieder da sind, wird im Hotel einiges umorganisiert. Ob er Talent zum Unternehmensberater hat?
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