Panzer-Halle statt Wald

Flensburger wehren sich gegen Pläne von Rüstungskonzern

  • Dieter Hanisch, Flensburg
  • Lesedauer: 3 Min.

Aufregung in Flensburg um den Bebauungsplan Nummer 316: Die Frage »Rüstung oder Naturschutz« beschäftigt hier die Öffentlichkeit schon seit einigen Wochen. Der geplante Bau einer neuen Panzer-Produktionshalle wird aber nicht einfach hingenommen, zumal dafür extra ein Teil vom Klueser Wald im Norden der Stadt abgeholzt werden soll.

Die Flensburger Fahrzeugbaugesellschaft (FFG) ist ein international vernetzter Rüstungsbetrieb. Stolz hat man der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass man sich vor Auftragsanfragen für die Konstruktion eines hochmodernen und selbst konstruierten Hybrid-Panzers, eines Panzers der nächsten Generation mit neuartiger Antriebstechnik, nicht retten könne. Damit soll gezeigt werden, dass das Thema Umwelt nun auch die Rüstungsproduktion erreicht hat. FFG arbeitet nach eigenen Angaben seit 2018 an dem tauchgängigen Amphibienmodell namens »Genesis«, das einer bis zu 13-köpfigen Besatzung Platz bietet. Auf einem Symposium des Förderkreises Deutsches Heer erlebte ein erster Prototyp des 40-Tonners seine Premiere. Mit breiter Brust träumt man nun von der Schlagzeile »Erster Elektro-Panzer kommt aus Flensburg«.

Die räumlich dafür an ihre Kapazitätsgrenze stoßende FFG benötigt für die Realisierung aber eine neue Fertigungshalle und die soll nun ausgerechnet auf einem Firmenareal errichtet werden, auf dem mehr als ein halber Hektar Wald steht. FFG-Geschäftsführer Norbert Erichsen verspricht für das Zukunftsprojekt die Schaffung von 150 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen und weiß um den Rückenwind aus dem FDP-geführten Kieler Wirtschaftsministerium, was der Stadt Flensburg vorwirft, unnötig auf dem Bremspedal zu stehen.

Zuletzt gab es etliche gemeinsame Protestaktionen von Umweltschützern und Friedensbewegten gegen die Rodung der 5000 Quadratmeter Wald. Wegen der geplanten Abholzung eines Teils des Baumbestandes am Bahnhof für ein Hotel und einen Garagenneubau ist die Thematik in der Stadt ohnehin auf der Agenda. Aktivisten hatten mit einer Waldbesetzung reagiert auf das Vorhaben reagiert, die seit Ende September andauert.

Auf der jüngsten Ausschusssitzung für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung sowie in der unter Polizeischutz stattgefundenen Ratsversammlung überwog die Ansicht, rechtlich die FFG-Vorhaben nicht verhindern zu können. Der Umgang mit dem Waldstück obliege der Landesforstbehörde, von der aber kein Veto gekommen ist. Bereits der letzten FFG-Erweiterung vor paar Jahren waren rund 8400 Quadratmeter Wald zum Opfer gefallen. Wegen des Schlagens einer Schneise auf dem Gelände streiten die Stadt Flensburg und FFG sich gerade vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig. Die FFG argumentiert, die Schaffung eines rund zehn Meter langen Weges sei zur nötigen Pflege des Waldes erfolgt.

Gegner der aktuellen FFG-Expansionspläne bemängeln im Hinblick auf das im Fokus stehende Waldstück und die angrenzende Wohnbesiedelung die fehlende Beteiligung der Öffentlichkeit und den Verzicht auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Der öffentliche Widerstand soll mit einer weiteren Mahnwache am 18. Dezember vor dem FFG-Betriebsgelände fortgesetzt werden.

Die FFG mit rund 900 Beschäftigten ist entsprungen aus der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft und arbeitet seit Jahrzehnten mit der Sparte Wehrtechnik. Bestandteil ist auch der Spezialfahrzeugbau sowie die Reparatur und Umrüstung von Sicherheitsfahrzeugen.

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