- Politik
- Klimaschutz
EU-Gipfel einigt sich auf verschärftes Klimaziel für 2030
Staaten wollen CO2-Emissionen um 55 Prozent reduzieren / Umweltschützern reicht der Kompromiss nicht aus
Brüssel. Der EU-Gipfel hat sich nach langem Ringen auf eine Verschärfung des Klimaziels für 2030 verständigt. »Wir haben beschlossen, unsere Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken«, erklärte EU-Ratspräsident Charles Michel am Freitag. Die Staats- und Regierungschefs hatten in Brüssel die ganze Nacht durch verhandelt, weil Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki Diplomaten zufolge lange eine Einigung blockierte.
Die EU hat sich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu sein - also nicht mehr Treibhausgas zu produzieren als durch Wälder und andere natürliche CO2-Speicher ausgeglichen werden kann. Um dies zu erreichen, ist eine Verschärfung des Zwischenziels für 2030 nötig, das bislang bei 40 Prozent gegenüber dem Wert von 1990 liegt.
Aus EU-Kreisen hatte es schon am Donnerstagnachmittag geheißen, es gebe »breite Unterstützung« für das neue Ziel. Bei einigen östlichen Mitgliedstaaten, die stark von Kohle abhängig sind, gab es allerdings Bedenken. Sie forderten mehr Unterstützung beim Umbau ihrer Wirtschaft.
Eine gemeinsame Position der Mitgliedstaaten ist Voraussetzung für die noch anstehenden Verhandlungen mit dem EU-Parlament. Die Abgeordneten hatten sich im Oktober darauf verständigt, für ehrgeizigere Ziele einzutreten. Sie fordern ein Reduktionsziel von 60 Prozent für 2030.
Vor dem virtuellen UN-Klimagipfel am Samstag war der Druck zusätzlich hoch: Bei der Videokonferenz will die EU ihre verschärften Klimaziele vorstellen. Gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen sind alle Vertragsstaaten, auch die EU, verpflichtet, bis zum 31. Dezember überarbeitete nationale Pläne bei der UNO einzureichen. Für die EU, die sich selbst als Vorreiter beim Klimaschutz sieht, wäre es eine Blamage gewesen, beim Klimagipfel mit leeren Händen aufzulaufen.
Fünf Jahre Paris – und die Erde brennt
HEIßE ZEITEN - DIE KLIMAKOLUMNE: Die Regierungen scheinen sich für ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Klima-Abkommen vom Dezember 2015 nicht zu interessieren, kritisiert Elena Balthesen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte den Kompromiss: »Er bringt uns auf einen klaren Weg in Richtung Klimaneutralität in 2050«, erklärte sie auf Twitter.
Der Umweltorganisation Greenpeace geht der EU-Beschluss nicht weit genug .»Um eine Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad mit großer Wahrscheinlichkeit zu erreichen, wären 65 Prozent weniger Treibhausgase in der EU nötig«, sagte Deutschland-Chef Martin Kaiser der Deutschen Presse-Agentur. Zudem rechne sich die EU das neue Klimaziel schön, weil erstmals auch die Klimagase einberechnet werden sollen, die in Wäldern und anderen »Senken« gespeichert werden. Der Grünen-Politiker Sven Giegold kritisierte darüber hinaus, dass sich die EU-Staaten das neue Ziel nur »kollektiv« vornehmen, aber keine nationalen Klimaziele festlegten. Agenturen/nd
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!