- Anzeige -
nd bleibt. dank Ihnen
- Anzeige -
Soli-Tees

Das große Potenzial der Ozeane

Wissenschaftler*innen plädieren für mehr Schutz und eine nachhaltige Nutzung der Weltmeere. Dies könnte einen wertvollen Beitrag für Wirtschaft und Klimaschutz leisten.

  • Ingrid Wenzl
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Ozeane erfüllen entscheidende Funktionen für die Menschheit: Sie produzieren die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen, und speichern knapp ein Drittel der vom Menschen verursachten Kohlendioxid-Emissionen. Sie versorgen über drei Milliarden Menschen mit Nahrungseiweiß. Millionen Arbeitsplätze in Fischerei, Aquakultur, Schifffahrt und Tourismus hängen von ihnen ab. Die auf den Weltmeeren basierende Wirtschaft generiert Schätzungen zufolge 1,5 Billionen US-Dollar pro Jahr.

Doch der Zustand der Weltmeere ist ernst. Speziell in Küstennähe ist das Wasser oft verschmutzt und überdüngt. Steigende Wassertemperaturen und Versauerung gefährden bis zu 90 Prozent aller Korallenriffe. Bis zur Hälfte der Mangroven, Seegras- und Salzwiesen weltweit sind bereits schwer geschädigt oder zerstört. Hinzu kommt Überfischung. Dieses Bild zeichnen internationale Wissenschaftler*innen in ihrem im Dezember 2020 veröffentlichten Bericht für das Ocean Panel, einer Nachhaltigkeitsinitiative von 14 Küstenstaaten. Dabei komme diesen Lebensräumen eine besondere Bedeutung für Artenvielfalt, Küsten- und Klimaschutz zu.

Das Besondere an dem vorliegenden Bericht sieht Martin Visbeck, Wissenschaftler am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, der selbst nicht daran mitgewirkt hat, aber darin, wie Daten über den Status quo der Ozeane mit ihrem wirtschaftlichen Potenzial verknüpft und in konkrete Zahlen übersetzt werden: »Damit stellt der Bericht eine echte Ergänzung zu denen des Weltklimarats dar«, sagt er. So rechnen die Autor*innen vor, welche positiven Folgen eine Ausweitung der Meeresschutzgebiete von 2,6 Prozent der Fläche heute auf 30 Prozent im Jahr 2030 und eine nachhaltige Nutzung der Ozeane auf Ernährung, Klima und Wirtschaft haben könnte.

Eine nachhaltige Fischerei und eine Marikultur, die sich stärker auf Muschelzucht und Seetang ausrichte, könne sechs Mal so viel Nahrungsmittel schaffen wie heute, und vollständig geschützte Meeresgebiete wirkten sich sogar positiv auf die Fänge in ihrer Umgebung aus.

Auch im Kampf gegen den Klimawandel komme dem Ozean eine Schlüsselfunktion zu, heißt es in dm Bericht. Eine 40-mal so große Energiegewinnung auf See wie heute aus Wind, Wellen und Gezeiten, eine grüne Schifffahrt, wiederhergestellte Mangrovenwälder, eine stärker auf nachhaltigen Meeresprodukten basierende Ernährung und eine mögliche Lagerung von CO2 im Meeresboden könnten ein Fünftel der Treibhausgaseinsparungen erbringen, die für das 1,5 Grad Ziel notwendig seien.

Auch ökonomisch rechne sich eine nachhaltige Ozeanwirtschaft: Heutige Investitionen von 2,8 Billionen Dollar in die oben genannten Bereiche könnten im Jahre 2050 einen Nettogewinn von 15 Billionen Dollar erbringen und bis 2030 rund 12 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen.

Martin Stuchtey, einer der Hauptautoren des Berichts, hofft, der Report könne helfen eine Stimmungswende einzuleiten, »einmal weil er hilft, uns noch mal zu verdeutlichen, wie dringlich die Agenda ist und zum anderen, indem wir die wirtschaftlichen Potenziale beschreiben.« Die Technologien seien mittlerweile vorhanden, um viele der vorgestellten systemischen Ansätze durchaus attraktiv und umsetzbar zu machen. »Das Wichtigste aber ist, dass es auf der ersten Seite des Reports Staaten gibt, die sagen: Wir machen das!« Tatsächlich haben sich die 14 am Ocean Panel beteiligten Staaten verpflichtet, ihre nationalen Gewässer nachhaltig zu bewirtschaften und bis 2025 einen entsprechenden Aktionsplan auf den Weg zu bringen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Mehr aus: Wissen