Der Experte
15 Jahre leitete Volker Perthes (62) die in Berlin ansässige Stiftung Wissenschaft und Politik, die außenpolitische Denkfabrik der Bundesregierung. Seine fachliche Expertise (Nordafrika und Mittlerer Osten) ist der passende Ausweis für den neuen Posten als UN-Sonderbeauftragter für den Sudan. Im Auftrag von UN-Generalsekretär António Guterres soll er den Transitionsprozess begleiten nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar Al-Bashir. Guterres hat Perthes zudem mit der Leitung der neuen UN-Mission UNITAMS (United Nations Integrated Transition Assistance Mission in Sudan) betraut. Da wartet viel Arbeit auf ihn: Mehr als 50 000 Menschen sind vor den Angriffen der äthiopischen Armee in der Tigray-Region nach Sudan geflüchtet.
Medienberichten zufolge waren fünf Spitzendiplomaten im Rennen um die UNITAMS-Leitung. Der sudanesische Premierminister habe einen Europäer gewollt, Russland und China hätten andere Ideen gehabt. Schließlich konnte sich Deutschland durchsetzen - vor Ende seiner zweijährigen Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat. Außenminister Maas jubelte und nannte Perthes den »perfekten Kandidaten für diese Aufgabe«. Hochrangige Positionen im UN-System haben strategische Bedeutung für die Außenpolitik aller UN-Mitgliedstaaten. Und der »Kandidat« ist kein UN-Grünschnabel. In den Jahren 2015-2016 war er Senior Advisor des UN-Sondergesandten für Syrien, von 2016 bis 2018 Leiter der UN Cease Fire Task Force (CTF) für Syrien - mit mäßigem Erfolg. Als SWP-Direktor hatte er im Zusammenspiel mit US-Think Tanks auch Szenarien durchspielen lassen für ein Syrien nach Assad und dafür Oppositionsgruppen nach Berlin eingeladen. Auch daraus wurde bislang nichts. Perthes ist in erster Linie Wissenschaftler: Er beherrscht Arabisch und hat an der American University in Beirut unterrichtet; an Berliner Universitäten hatte er Gastprofessuren inne.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.