Karawane der Verzweifelten

Martin Ling über die zunehmenden Fluchtursachen in Mittelamerika

Sie treibt die pure Verzweiflung: Armut, Gewalt, Arbeitslosigkeit, kein Zugang zu Bildung und Gesundheit. Und obendrauf: Corona und zwei verheerende Wirbelstürme. Tausende Migrantinnen und Migranten hatten sich aus Honduras gen USA aufgemacht in der Hoffnung, dass durch den Regierungswechsel dort die Grenzen wieder ein wenig offener werden für Schutzsuchende aus Mittelamerika. Sie schafften es nicht mal bis nach Mexiko, sondern wurden schon in Guatemala vom Militär mit Gewalt gestoppt.

Der künftige US-Präsident Joe Biden steht zwar für eine weniger restriktive Politik als Donald Trump, für eine regulierte Einwanderung steht er freilich nicht. Biden hat zwar angekündigt, den Regierungen in Mittelamerika zu helfen, Fluchtursachen zu bekämpfen und dafür auch die Geldschatulle zu öffnen. Wie er das im Verein mit den Autokraten in El Salvador, Guatemala und Honduras machen will, bleibt sein Geheimnis.

Und an die strukturellen Fluchtursachen wird er seine Hand so wenig legen wie seine Vorgänger: Eine unfaire Welthandelsordnung, den Klimawandel oder den Kokainkonsum, die in Ländern des Globalen Südens Einkommensperspektiven zerstören sowie Kriminalität und Gewalt fördern. Wenn es in Mittelamerika an einem nicht mangelt, sind es Fluchtursachen.

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