Thyssenkrupp verkauft Stahlsparte nicht

Stahlgeschäft soll aus »eigener Kraft« umgebaut werden - Linke und IG Metall fordern Hilfe vom Staat

Eine kurze Mitteilung am Mittwochabend beendete Spekulationen über den Verkauf der Stahlsparte von Thyssenkrupp an den britischen Konzern Liberty Steel. Die Gespräche wurden beendet. Thyssenkrupp-Finanzvorstand Klaus Keysberg erklärt dazu, die »Vorstellungen über Unternehmenswert und Struktur der Transaktion lagen am Ende doch weit auseinander«. Im Klartext heißt dies, dass der Verkauf am Geld scheiterte. Thyssenkrupp wollte mehr, als Liberty zu bieten bereit war.

Nun will sich der Ruhrgebietskonzern darum kümmern, »die Zukunftsfähigkeit unseres Stahlgeschäfts aus eigener Kraft sicherzustellen«. Daran arbeite man seit Wochen und Monaten mit »Hochdruck«, wie Keysberg versichert. Ziel sei es, »den Stahl nachhaltig profitabel und damit zukunftsfähig zu machen«. Wie das aussehen soll, darauf hatte es bei der Vorstellung der Bilanz für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 in der vergangenen Woche schon einen Vorgeschmack gegeben: Die Stahlsparte schrieb zwar zum ersten Mal seit Jahren wieder schwarze Zahlen, trotzdem will das Unternehmen weitere Stellen abbauen. Präzisiert wurden diese Pläne nicht. Doch schon im vergangenen Jahr hatte der Konzern einen »sozialverträglichen« Abbau von 3000 Stellen bis zum Jahr 2026 angekündigt. Treffen soll dieser vor allem die Standorte Duisburg und Bochum.

Sorgen um die Zukunft von Thyssenkrupp macht man sich auch bei der IG Metall. Knut Giesler, Bezirksleiter der Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen sagt, es sei »gut«, dass »in Sachen Liberty Steel Klarheit herrscht«. Vom Thyssenkrupp-Vorstand erwartet er jetzt, dass dieser »mit Hochdruck daran arbeitet, den Stahlbereich zukunftsfähig aufzustellen«. Den Beschäftigten sei eine weitere »Hängepartie« nicht zuzumuten, so der Gewerkschafter. Im Hinblick auf Stellenabbau und Investitionen in den Konzern verweist Giesler auf den Tarifvertrag »Zukunft Stahl«, in dem weitgehend festgelegt wurde, wie der Konzern sich aufstellen will. Für eine sichere Perspektive braucht die Thyssenkrupp-Stahlsparte aus der Sicht Gieslers »das Engagement des Staates«. Der IG Metall Bezirksleiter ist sich sicher: »Ohne dieses, zum Beispiel im Sinne einer Brückenfinanzierung, wird es nicht gehen.«

Den Staat sieht auch Christian Leye, Landessprecher der Linken in Nordrhein-Westfalen, in der Verantwortung. Leye und der Linken schwebt allerdings ein anderes Konzept vor, als der Gewerkschaft: »Wir haben dafür ein konkretes Konzept vorgelegt, das inzwischen auch außerhalb unserer Partei diskutiert wird: eine Verstaatlichung des gesamten Konzerns durch eine Industriestiftung NRW«, erklärt Leye die Idee der Partei. Er kritisiert, dass NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) »trotz eindeutiger Faktenlage auf den Markt gesetzt« habe. Das habe sich als Fehler erwiesen. Jetzt gäbe es für Laschet »keine Ausreden« mehr. Wenn man »die Arbeitsplätze retten und ökologisch sauberen Stahl produzieren« wolle, gäbe es nur eine Möglichkeit: Der Staat müsse in den Konzernumbau investieren. Wenn der Staat eine zweistellige Milliardensumme in einen Konzern investiere, der einen Wert von etwa sieben Milliarden habe, dann sollte er »eben nicht nur Anteile übernehmen, sondern den gesamtem Laden«, so der Landessprecher der NRW-Linken. Die NRW-Landesregierung steht solchen Ideen skeptisch gegenüber, sie will den Umbau zur »grünen« Stahlproduktion gezielt fördern.

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