- Berlin
- Präsenzunterricht
Nächste Runde bei den Schulöffnungen in Berlin
Auch Viert- bis Sechstklässler erhalten wieder Präsenzunterricht - Notbetrieb in Kitas wird beendet
Die vor einer Woche eingeleitete Öffnung der Berliner Grundschulen geht in die nächste Runde. Am kommenden Dienstag werden nach den Erst- bis Drittklässlern auch die Jahrgangsstufen vier bis sechs stundenweise beziehungsweise im Tages- oder Wochenwechsel in die Klassenräume zurückkehren. Ebenfalls zum 9. März wird darüber hinaus der Notbetrieb in den Kitas beendet. Alle Kinder sollen fortan wieder ein Betreuungsangebot von mindestens sieben Stunden am Tag erhalten. Zugangsbeschränkungen wie die ellenlange Liste mit »systemrelevanten« Berufen haben sich damit erledigt, teilte die Senatsbildungsverwaltung am Dienstag mit.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) begründete die Öffnungsschritte mit der starken Belastung, der Kinder durch die Schul- und Kitaschließungen ausgesetzt seien. »Sie und ihre Familien sind seit Monaten in einer Ausnahmesituation und benötigen dringend eine Perspektive«, so Scheeres. Zugleich verwies sie darauf, dass die Rückkehr der Grundschüler und Kita-Kinder von »umfangreichen Schutzmaßnahmen« wie den flächendeckenden Testmöglichkeiten für alle Beschäftigten flankiert werden. Überdies bleibt für alle Grundschüler die Präsenzpflicht ausgesetzt, niemand ist also gezwungen, in die Schule zu gehen. Eltern, die das wollen, können ihre Kids weiterhin zu Hause beschulen.
In einem nächsten Schritt sollen dann auch den Jahrgangsstufen 10 bis 13 wieder die Schulbank drücken, ebenfalls im Wechselunterricht und in halber Klassenstärke. Wann genau das sein wird, ist offiziell noch nicht bestätigt. Alles deutet aber auf den 17. März hin. Zumindest hatte Senatssprecherin Melanie Reinsch diesen Termin am Dienstag im Anschluss an die Senatssitzung genannt, in der die Vorlage von Scheeres zu den Schul- und Kitaöffnungen zur Kenntnis genommen wurde. Die Bildungsverwaltung selbst spricht lediglich davon, dass die Öffnung der Oberstufen »perspektivisch« und »vorbehaltlich der Infektionslage« angegangen werde.
»Das Virus ist eben nicht planbar«, sagt die Bildungsexpertin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Regina Kittler. »Was die Oberstufen betrifft, so erwarte ich, dass man da nächste Woche noch einmal ganz genau draufschaut.« Auch müssten die Lehrkräfte der weiterführenden Schulen in der Impfreihenfolge bei etwaigen Öffnungen deutlich nach vorn rücken. Grundsätzlich stehe sie aber hinter den Öffnungsplänen. »Viele unserer Bedingungen hierfür wurden erfüllt. Und letztlich gehen wir ja hier auch vorsichtig vor«, sagt Kittler zu »nd«. Verglichen mit Berlin werde in anderen Bundesländern »ganz anders durchmarschiert«.
Auch Marianne Burkert-Eulitz, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, weist darauf hin, dass Rot-Rot-Grün die Öffnungen nicht leichtfertig beschlossen habe. Vielmehr sei dem Entschluss ein genauer »Abwägungsprozess« vorangegangen. Und am Ende sei klar gewesen: »Es ist wichtig und an der Zeit, dass die Schulen wieder stärker geöffnet werden. Zumal die Präsenzpflicht ja andererseits weiterhin ausgesetzt bleibt.«
Vor allem mit Letzterem war die Senatsbildungsverwaltung tatsächlich gut beraten, findet der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise. Schließlich gebe es unter der Elternschaft neben der »recht zahlreichen« Gruppe der Öffnungsbefürworter eben »auch jene, die sagen, ich kann das nicht verantworten, mein Kind in die Schule zu schicken«. Angesichts des Umstands, dass sich die berlinweite Sieben-Tage-Inzidenz keineswegs mehr dem noch vor Kurzem als magisch hochgehaltenen Wert 50 nähert, sondern inzwischen wieder leicht steigt, sagt dann auch Heise: »Man geht definitiv ein Wagnis ein.«
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