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Mysteriöses Greifvogelsterben

Deutsch-amerikanisches Forscherteam fand Ursache für Tod von Weißkopfseeadlern

  • Lesedauer: 2 Min.

Mit kriminalistischem Spürsinn haben Forscher das Geheimnis um das mysteriöse Sterben von Weißkopfseeadlern im Südosten der USA gelöst. Ursache sind giftige Blaualgen, wie ein Team um Timo Niedermeyer von der Universität Halle-Wittenberg und Susan Wilde von der Universität Georgia im Fachjournal »Science« (DOI: 10.1126/science.aax9050) schreibt. Weißkopfseeadler sind das Wappentier der USA. Sie gehören mit einer Flügelspannweite von über zwei Metern zu den größten Greifvögeln Nordamerikas. Kopf, Hals und Schwanzfedern sind weiß und heben sich von den dunkelbraunen Körperfedern ab.

Schon seit den 1990er Jahren leiden Weißkopfseeadler, aber auch andere Vögel im Südosten der USA, unter einer Erkrankung der Nerven. Die Tiere verlieren die Kontrolle über ihre Körper und sterben.

Bei ihren Untersuchungen entdeckte Susan Wilde zunächst, dass eine Substanz von einer zuvor unbekannten Blaualge, die auf Grundnesseln (Hydrilla verticillata) in Süßwasserseen lebt, diverse Vögel und andere Tiere krank machte. Der schädliche Stoff gelangte nach ihrer Erkenntnis in pflanzenfressende Fische, Wasservögel oder Schildkröten, die schließlich von den Weißkopfseeadlern gefressen wurden. Was genau an den Blaualgen, wissenschaftlich korrekt Cyanobakterien genannt, zu der Vergiftung führte, war unklar. An der Universität Halle-Wittenberg wurde nun von Experten für Cyanobakterien das Gift identifiziert.

Als Niedermeyer erfuhr, dass Susan Wilde Cyanobakterien auf den Blättern von Grundnesseln als Ursache für die Erkrankung der Wasservögel vermutet, ließ er sich Proben aus Georgia schicken. Er schabte die Cyanobakterien von den Pflanzen ab und züchtete sie im Labor. Doch die im deutschen Labor vermehrten Cyanobakterien machten die Vögel in Georgia nicht krank. Die angezüchteten Bakterien waren nicht giftig. Deshalb ließ sich der Forscher neue Proben zuschicken. Diesmal analysierte sein Team auch die Oberfläche der Blätter. Dort fand sich eine eigentümliche Bromverbindung und es wurde klar, dass die Bakterien Brom benötigen, um ihr bromhaltiges Gift zu produzieren. Erst nachdem zu den Laborkulturen bromhaltige Salze hinzugefügt wurden, machten die Bakterien Vögel krank.

Unklar bleibt weiter, warum die Bakterien das Gift in einigen Seen produzieren - in anderen aber nicht. Einen Verdacht haben die Forscher: In einigen Seen wird ein bromhaltiges Herbizid verwendet, um die invasiven Grundnesseln zu zerstören. Bromverbindungen kommen aber auch in der Natur vor. dpa/nd

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