Wilder Westen

Peter Steiniger über das Anheizen der Gewaltspirale in Brasilien

An Zynismus ist das kaum zu überbieten: Statt endlich für genug Impfstoffe kämpft Brasiliens Staatschef auf dem Höhepunkt der Epidemie für noch mehr Bleispritzen. Die Erleichterung des Waffenbesitzes stand von Beginn an ganz oben auf Bolsonaros Agenda. Damit bedient er die Lobby der Hersteller: Brasilien ist einer der größten Waffenmärkte, die »braven Bürger« und das organisierte Verbrechen rüsten auf. Der Rechtsextreme weitete den Zugang zu Feuerwaffen größeren Kalibers aus und auch Jugendliche dürfen jetzt mit Schießeisen üben. Das US-Vorbild wirkt. Nun blockierte eine Oberste Richterin neue Waffendekrete des Idols der Pistoleiros. Sie sieht ausdrücklich das verfassungsmäßige Recht bedroht, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Das zielt auf die radikalsten Bolsonaristas.

Wie das Duell mit dem Gericht auch ausgeht: Viel Benzin ist bereits im Feuer. Etwa 60 000 Menschen sterben in Brasilien jährlich durch tödliche Gewalt, meist durch Kugeln. Dazu bei trägt exzessives staatliches Töten im rassistischen »Drogenkrieg«. Die von Bolsonaro vorgelebte Westernmentalität und die von ihm betriebene Liberalisierung des Waffenrechts bedeuten nicht zuletzt für viele Brasilianerinnen tödliche Gefahr. Die häusliche Gewalt und die Zahl der Frauenmorde schnellen in der Krise steil nach oben.

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