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Ausbau versechsfachen
Die Scientists for Future wollen klimaneutrale Energieversorgung bis 2035
Studien zum klimagerechten Umbau der Energieversorgung in Deutschland gibt es viele. Die ambitionierteren halten eine klimaneutrale Energieversorgung in den 2040er Jahren für möglich. Viele meinen, erst das Jahr 2050 sei realistisch. Die Scientists for Future, ein Zusammenschluss klimabewusster Forscher*innen, widersprechen dem in einem am Donnerstag veröffentlichten Diskussionspapier. Sie denken, bis 2035 könne das deutsche Energiesystem »nahezu CO2-emissionsfrei« werden. Und dies sei auch notwendig, wolle man eine Chance haben, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, so die Wissenschaftler*innen.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben sie 16 Punkte formuliert. Darin enthalten ist auch, welchen Konzepten die Wissenschaftler*innen ablehnend gegenüberstehen. Einen Ausbau der Atomenergie, auch durch Kernfusion, halten sie für den falschen Weg. Diese sei zu teuer und habe lange Bauzeiten, Sicherheitsrisiken und die Endlagerfrage seien weiterhin nicht geklärt. Die Atomkraft sei »nicht in der Lage, in der verbleibenden Zeit einen sinnvollen Beitrag zum Umbau zu einer klimaverträglichen Energieversorgung zu leisten«, heißt es in dem Papier.
Auch der Biomasse stehen die Scientists for Future kritisch gegenüber, sie laufe auf »ökologische Zielkonflikte« hinaus. Flächen würden unnötigerweise für sie genutzt. Der gezielte Anbau von Energiepflanzen in Deutschland solle auslaufen, so der Vorschlag. Zur Biomassegewinnung sollten nur noch Reststoffe genutzt werden, die nicht anders verwertet werden können. Immer wieder heiß diskutiert werden auch Importe von Strom und Energieträgern wie Wasserstoff. Vorschläge, wie etwa der, halb Nordafrika mit Solarpanelen zuzupflastern und den Strom dann nach Deutschland zu transportieren, existieren bereits seit längerem. Doch auch solchen Plänen erteilen die Scientsts for Future eine Absage. Die Ausgaben für Infrastruktur und Transport dafür seien hoch, es bestünden Sicherheitsrisiken und die Abhängigkeiten von Importen könnten zu einem großen Kostenrisiko werden.
Deswegen setzen die Wissenschaftler*innen auf den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland. »Mit einer Mischung aus Ordnungsrecht und einer wirkungsvollen Bepreisung sowohl von Emissionen als auch von Naturzerstörung kann die Energiewende marktwirtschaftlich und kosteneffizient umgesetzt werden. Ein Warten auf klimaverträgliche Importe ist kontraproduktiv«, erklärt Peter Klafka, der an dem Papier mitgeschrieben hat.
Nach Rechnungen der Scientists for Future sei es möglich, die Sonnenenergie um jährlich 30 Gigawatt und die Windenergie um neun Gigawatt auszubauen. Das würde eine Versechsfachung beziehungsweise eine Verdreifachung der geplanten Ausbaugeschwindigkeit bedeuten. Fossile Gase als Übergangstechnologie halten die Scientists for Future für verkehrt. »Wir müssen aus dem Erdgas aussteigen«, erklärt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Sie plädiert stattdessen dafür, Energie zu sparen. Wenn erneuerbare Energien, etwa in Kraft-Wärme-Pumpen oder Elektrofahrzeugen genutzt werden, steige zwar erst mal der Strombedarf, der Energiebedarf insgesamt sinke allerdings. Auch eine schnelle und konsequente energetische Sanierung des Gebäudebestands könne ihren Beitrag zum Energiesparen leisten. In der Reduktion des Wärmebedarfs und eine kommunale Wärmeplanung sehen die Scientist for Future große Potenziale.
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Sonnen- und Windenergie, ein besseres Wärmemanagment und die energetische Sanierung von Gebäuden: Volker Quaschning, Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, sieht darin auch eine Chance für den Arbeitsmarkt: »Wir brauchen Personal für die Energiewende«, erklärt er und fordert eine Aus- und Fortbildungsoffensive. Im Bereich Braunkohle habe etwa RWE 20 000 Angestellte, oft »hochqualifizierte Fachkräfte«, wie Quaschning betont. Für die könne es »zukunftsfähige Jobs in den erneuerbaren Energien« geben, denkt der Forscher. Insgesamt gehen die Scientists for Future von mindestens 250 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen für Aufbau, Betrieb und Wartung von Sonnen- und Windkraftanlagen aus.
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Für die Umsetzung der Ideen der Gruppe brauche es nur den nötigen politischen Willen. Die Zeit »des vorsichtigen Herantastens und des Wartens auf die besten Lösungen« sei vorbei, heißt es in dem Diskussionspapier. Alle technologischen Möglichkeiten für eine Wende bei der Energieversorgung seien vorhanden. Eine »demokratische, partizipatorische und sozial ausgewogene Energiewende« könne jetzt gestaltet werden.
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