MPU droht jetzt nach erster Trunkenheitsfahrt und ab 1,1 Promille

wird alkohol am steuer härter bestraft?

  • Lesedauer: 2 Min.

Antwort gibt der Verkehrspsychologe Dr. Don DeVol, der sich im Institut für Verkehrssicherheit des TÜV Thüringen seit Jahren mit alkoholauffälligen Autofahrern beschäftigt.

Alkohol zählt nach wie vor zu den Hauptursachen schwerer Unfälle im Straßenverkehr. Vor allem Hochrisikogruppen wie Alkoholgewöhnte stellen eine enorme Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer dar. So ist das Unfallrisiko bei einer Blutalkoholkonzentration (BAK) ab 1,1 Promille rund zehnmal höher als bei einem nüchternen Fahrer.

Das zeigen auch die Ergebnisse der Unfallforschung und die aktuelle Unfallstatistik: Laut Statistischem Bundesamt waren mehr als die Hälfte (51,2 Prozent) der Alkoholunfälle mit Personenschaden sogenannte Fahrunfälle, die ohne ein Zutun anderer Verkehrsteilnehmer verursacht wurden. Im Normalfall machten Fahrunfälle gerade einmal einen Anteil von 18,1 Prozent am Unfallgeschehen mit Personenschaden aus. 2019 war insgesamt bei 4,6 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden Alkohol im Spiel. 228 Personen kamen dabei ums Leben.

Unfallforscher und Verkehrspsychologen haben schon lange ein entsprechendes Strafmaß gefordert. Nun wurde die Promillegrenze für die Anordnung einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) nach einmaliger Trunkenheitsfahrt herabgesetzt. Die MPU beurteilt die Fahreignung des Antragstellers. Im Volksmund wird dieser Test mit dem herabsetzenden Begriff »Idiotentest« belegt.

In der bisherigen Rechtsprechung wurden bei Erstauffälligen erst ab einer Blutalkoholkonzentration von 1,6 Promille Zweifel an der Fahreignung erhoben. Neu ist: Jetzt können Fahrerlaubnisbehörden bereits ab 1,1 Promille ein Medizinisch-Psychologisches Gutachten zur Wiedererteilung der Fahrerlaubnis fordern.

Ab einem BAK-Wert von mindestens 1,1 Promille ist der Fahrer im Sinne der Rechtsprechung absolut fahruntüchtig. Eine noch größere Gefahr geht von Fahrern mit noch höheren BAK-Werten aus. Hier ist von einer starken Alkoholgewöhnung oder gar von Alkoholmissbrauch auszugehen werden. Eine MPU ab der ersten Trunkenheitsfahrt ist für diese Alkoholauffälligen medizinisch und verkehrspsychologisch begründet.

Zu diesem Schluss ist auch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig in einem aktuellen Urteil gekommen. Die Richter sehen bei Personen, die aufgrund ihres Trinkverhaltens eine hohe Alkoholgewöhnung erreicht haben, eine erhöhte Rückfallgefahr.

Das Gericht stellte in diesem Zusammenhang auch fest, dass nach wissenschaftlichen Erkenntnissen von einer außergewöhnlichen Alkoholgewöhnung ausgegangen werden kann, wenn der Betroffene bei seiner Trunkenheitsfahrt eine Blutalkoholkonzentration von 1,1 Promille oder mehr aufweist. Das rechtfertigt die rechtliche Anordnung eines Medizinisch-Psychologischen Gutachtens.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -