Faustpfand

Prozess gegen deutsch-iranische Architektin Nahid Taghavi

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Nahid Taghavi ist seit 1983 auch in Köln zuhause und pendelte regelmäßig zwischen Deutschland und dem Iran, wo ihre Brüder leben. Am 16. Oktober wurde die Architektin festgenommen und sitzt im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis. Die iranische Justiz wirft ihr allgemein »Gefährdung der staatlichen Sicherheit« vor; ihren Anwälten wurde die Einsicht in die Anklageschrift verweigert, schreibt Amnesty International (AI). Vergangenen Mittwoch ist der Prozess gegen sie eröffnet worden: »Heute war die erste Anhörung von Nahid Taghavi. Ein weiterer Prozesstag ist geplant, Datum unbekannt«, schrieb auf Twitter ihre Tochter Mariam Claren.

Sie ist in Sorge um die Gesundheit ihrer Mutter: »Sie ist 66 Jahre alt, ist in Haft an Diabetes erkrankt und leidet unter Bluthochdruck«, sagte die Tochter in einem Interview mit Amnesty International und fordert, dass sich die Bundesregierung für die Freilassung der Mutter einsetzt und »entschlossener gegen eine solche offensichtliche Willkür und Verletzung von Menschenrechten vorgeht«. In einer Erklärung fordern auch mehrere Bundestagsabgeordnete der Linken, darunter Andrej Hunko und Christine Buchholz, ihre Freilassung.

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Nahid Taghavi besitzt seit 1983 außer der iranischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft, nur hilft ihr das nicht: Der Iran behandelt Doppelstaatler*innen ausschließlich als Iraner*innen und gewährt in aller Regel keinen konsularischen Zugang zu Häftlingen, die auch die iranische Staatsangehörigkeit besitzen. Beobachter kritisieren schon länger, dass die iranischen Behörden immer wieder ausländische Staatsbürger festsetzten und als eine Art Faustpfand benutzten – mutmaßlich für den Austausch gegen im Ausland inhaftierte Iraner, die für die Regierung arbeiten. Im Fall Nahid Taghavis ist nur gesichert, dass der Gerichtsprozess politisch motiviert ist: In der Vergangenheit hatte sie sich für die Rechte von Frauen eingesetzt.

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