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Journalist in Belarus aus Haft entlassen
Reporter Alexander Burakov kritisiert Repressionen während seiner Haftzeit
Bonn. Nach 20 Tagen Haft in Belarus ist der Deutsche-Welle-Reporter Alexander Burakov wieder frei. Der freiberufliche Journalist sei am Dienstag aus dem Gefängnis entlassen worden, teilte die DW am Abend in Bonn mit. Im Gespräch mit dem Sender habe Burakov die Haftanstalt mit einem »Militärgefängnis« verglichen, hieß es.
DW-Intendant Peter Limbourg äußerte sich besorgt über die sich verschlechternde Medienlage in Belarus. »Ich bin sehr erleichtert, dass unser Kollege die unrechtmäßige Haftstrafe mehr oder weniger unbeschadet überstanden hat, aber die Sorge wächst, dass die Spirale der staatlichen Gewalt gegen Journalisten sich weiterdreht«, erklärte er. »Es wird immer wahrscheinlicher, dass das Regime in Belarus auch die letzten unabhängigen Stimmen im Land zum Schweigen bringen will, egal mit welchen Mitteln.«
Burakov war am 12. Mai in seiner Heimatstadt Mogiljow, 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Minsk, in der Nähe eines Regionalgerichts festgenommen worden, als er für den russischsprachigen Dienst der DW über einen Prozess gegen den Oppositionspolitiker Pawel Sewjarynez berichten wollte. Drei Tage später wurde er zu 20 Tagen Haft verurteilt. Die Anklage lautete nach DW-Angaben, er habe »innerhalb eines Jahres wiederholt nicht genehmigten Demonstration teilgenommen«. Es sei das dritte Mal, dass Burakov innerhalb von zwei Jahren inhaftiert wurde.
Der Intimfeind
Roman Protassewitsch bloggte seit seiner Jugend gegen das autoritäre Regime in Minsk
Burakov berichtete laut DW, dass die Polizeibeamten ihn während seiner gesamten Haftzeit nicht richtig schlafen ließen und nächtliche Kontrollen durchführten, bei denen er sich vollständig ausziehen musste. Ähnliche Kontrollen hätten auch tagsüber stattgefunden. Er sei jeden Tag in eine andere Zelle verlegt worden und habe sich mehrere Tage lang eine Doppelzelle mit drei anderen Häftlingen teilen müssen. Er habe weder Kissen noch Decke bekommen und trotz der niedrigen Temperaturen im Gefängnis auch keine warme Kleidung. Der Journalist war nach DW-Angaben in der Haft aus Protest in einen Hungerstreik getreten, musste ihn aber nach sieben Tagen aus gesundheitlichen Gründen abbrechen.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit von »Reporter ohne Grenzen« rangiert Belarus auf Platz 153 von 180 Staaten. epd/nd
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