Die Axt im Walde

Für Brasiliens Umwelt ist Rücktritt von Ricardo Salles kein Verlust

Die Versöhnung des Regenwaldes mit der Axt und dem Feuer war sein Projekt: Als Umweltminister im Kabinett von Jair Bolsonaro hatte sich Ricardo Salles vor allem der verstärkten Ausbeutung der natürlichen Ressourcen Brasiliens und insbesondere des Amazonas-Gebiets verschrieben. Dafür ging der Ultraliberale gegen Auflagen und Kontrollen zum Schutz der Umwelt vor, legte sich mit NGO und Vertretern der Indigenen an. Am Mittwoch erklärte der Minister nun seinen Rücktritt, sehr zum Bedauern des Staatschefs. Sein »lieber Ricardo Salles« habe mit der »Verbindung von Landwirtschaft und Umwelt« eine »nahezu perfekte Ehe« gewollt. Die Scheidung von Bolsonaro liegt also nicht an fehlenden Gemeinsamkeiten der Partner, Schuld daran ist ein Dritter: Seit Mai untersucht die Justiz die Verwicklung von Salles in große illegale Geschäfte mit Tropenholz.

Geboren wurde Ricardo Salles 1975 in São Paulo als Sohn einer Anwaltsfamilie. An einer Privatuni in der Metropole studierte er also Jura. Einen Abschluss in Yale schwindelte er seiner Vita lange noch hinzu. Bis 2004 arbeitete Salles in Kanzleien, die nicht auf Wald und Wiese, sondern die Geschäftswelt spezialisiert sind. Auch schuf er die Denkfabrik Ibrac zur Förderung des »freien Wettbewerbs« und stand an der Spitze der Großagrarier-Vereinigung SRB. 2006 gründete Salles eine rechtsgerichtete politische Organisation. Für zwei verschiedene Parteien kandidierte er in den Folgejahren erfolglos für das Parlament von São Paulo und den Kongress. So erging es ihm auch 2018, nun Mitglied der Rechtspartei Novo. 2016 hatte es Salles in São Paulo immerhin vom Privatsekretär des Gouverneurs Geraldo Alckmin zum Umweltminister gebracht.

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Nachfolger von Salles als Umweltminister in Brasília wird der bisherige Amazonas-Staatssekretär Joaquim Leite. Der ist aus demselben Holz geschnitzt. Vor dem Einstieg in die Politik diente auch Leite der Agrarlobby.

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