Zu wenig bezahlbarer Wohnraum

Bericht zur Wohnungs- und Immobilienwirtschaft

  • Lesedauer: 2 Min.

So kostet beispielsweise eine Wohnung in München im Schnitt 18,48 Euro/qm, in Frankfurt am Main 15,75 Euro/qm und in Berlin 13,68 Euro/qm. Nach einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung trägt fast die Hälfte der Haushalte in deutschen Großstädten eine prekär hohe Belastung.

49,2 Prozent der rund 8,4 Millionen Haushalte, die in Deutschlands Städten zur Miete wohnen, müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Miete (bruttowarm) zu bezahlen.

Keine Entspannung

»In dieser Situation von einer Entspannung auf dem Mietwohnungsmarkt zu sprechen, ist verfehlt. Auch wenn der Anstieg der bundesweiten Angebotsmieten in 2020 um rund ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, ist das kein Zeichen für eine erfolgreiche Bau- und Mietenpolitik des Bundes«, kommentiert der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, den Bericht zur Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, der Ende Juni im Bundeskabinett zur Beschlussfassung vorgelegen hat. »Es handelt sich hierbei nur um eine Durchschnittszahl aller Angebotsmieten in Deutschland, und selbst diese Durchschnittszahl steigt nach wie vor, und zwar höher als die allgemeine Preissteigerung. Auch ein weniger steigender Anstieg der Angebotsmieten ist immer noch ein Anstieg und bringt keine Entlastung auf dem Mietmarkt«, so Siebenkotten weiter.

Etwa 2 Millionen Wohnungen fehlen, insbesondere in den Großstädten, Ballungszentren und Universitätsstädten. Von den 2019 knapp 300 000 neu gebauten Wohnungen sind weniger als ein Drittel klassische Mietwohnungen und weniger als ein Zehntel bezahlbare Sozialwohnungen. Der Bestand an Sozialwohnungen ist seit Jahren dramatisch rückläufig, von 2,6 Millionen Wohnungen in 2000 auf derzeit nur noch 1,14 Millionen.

Explodierende Preise

Zugleich explodieren Bauüberhang und Baulandpreise: Die Zahl der genehmigten und noch nicht fertiggestellten Wohnungen erreichte 2019 den höchsten Stand seit 1998 (771 400). In den letzten zehn Jahren sind die Baulandpreise zudem enorm gestiegen, in den sieben größten Städten haben sie sich zwischen 2010 und 2019 um 176 Prozent erhöht. »Bauen, bauen, bauen allein ist eben nicht ausreichend. Es muss endlich bedarfsorientiert gebaut werden, dafür brauchen wir insbesondere Grund und Boden der bezahlbar ist und von gemeinwohlorientierten Vermieter:innen bebaut wird«, sagt Siebenkotten.

»Der von uns geforderte sechsjährige bundesweite Mietenstopp verschafft den Mieterinnen und Mietern die dringend gebrauchte Verschnaufpause und der Politik die Zeit, endlich die Weichen für ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.« dmb/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -