Heftige Kämpfe um Provinzhauptstadt
Afghanisches Militär entsendet hunderte Soldaten nach Badghis
Herat. Die radikalislamischen Taliban und afghanische Streitkräfte haben sich am Donnerstag am zweiten Tag in Folge heftige Kämpfe um die Provinzhauptstadt Kala-i-Naw geliefert. Über der Stadt in der nordwestlichen Provinz Badghis stiegen dicke Rauchwolken auf. Das Verteidigungsministerium teilte auf Twitter mit, es habe hunderte Soldaten in die Stadt geschickt, um einen »groß angelegten Einsatz« zu starten. Am Mittwoch waren die Taliban in die Stadt mit etwa 75 000 Einwohnern eingedrungen, am Donnerstag befanden sie sich nach Angaben von Bewohnern noch immer in der Stadt. »Man kann sie auf ihren Motorrädern fahren sehen«, sagte Asis Tawakoli, ein Einwohner der Stadt. »Die Geschäfte sind geschlossen, es ist kaum jemand auf der Straße.« Fast die Hälfte der Einwohner sei geflohen. Hubschrauber und Flugzeuge hätten die ganze Nacht hindurch Ziele der Taliban bombardiert.
Die Situation habe sich seit Mittwoch »nicht wirklich verändert«, sagte Sia Gul Habibi, Vertreterin des Provinzrates von Badghis. Es gebe »sporadische« Kämpfe in der Stadt und einige Sicherheitskräfte hätten sich den Taliban angeschlossen. Der Gouverneur von Badghis, Hessamuddin Schams, bestätigte, die Miliz habe »ihre Angriffe in mehreren Teilen der Stadt wieder aufgenommen«. Der Feind werde jedoch »zurückgedrängt und flieht«. Am Donnerstag wurden nach Angaben des Leiters der Gesundheitsbehörden von Badghis, Abdul Latif Rostaee, zehn verletzte Zivilisten in das Krankenhaus der Stadt gebracht, darunter Frauen und Kinder.
Die Kämpfe scheinen sich auf die Nachbarprovinz Herat auszuweiten, wo die Behörden einräumten, zwei Bezirke an die Islamisten verloren zu haben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete, die Taliban hätten Menschen aus ihren Häusern vertrieben und Häuser geplündert oder niedergebrannt. Die Taliban haben bereits eine Reihe von Gebieten in Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht, bisher aber noch keine Provinzhauptstadt.AFP/nd
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