Ein Desaster für die Inklusion

Prothesenspringer Markus Rehm darf nicht bei Olympia starten

»No Olympics for me!«, titelte Markus Rehm auf Instagram. Dazu setzte er ein trauriges Gesicht auf, vor seinem heimischen Fernseher, denn die Olympischen Spiele von Tokio darf er nur von dort verfolgen. Viel lieber wollte der 32-jährige Leverkusener selbst als Weitspringer teilnehmen, doch der Internationale Sportgerichtshof Cas verwehrte ihm diesen Weg, wie Rehm berichtete. In Sachen Inklusion ist das ein Desaster.

Als 14-Jähriger hatte Rehm seinen rechten Unterschenkel bei einem Unfall mit dem Wakeboard verloren. Dem Sport schwor er aber nie ab, wurde mit Prothese zum Weitspringer und dominiert seit einem Jahrzehnt die Szene. Zuletzt stellte er mit 8,62 Metern einen neuen Weltrekord auf. Den alten hielt der dreifache Paralympics-Sieger und siebenmalige Weltmeister selbst.

Die Erfolge definieren den Orthopädietechniker aber nur zur Hälfte, denn nebenbei ist Rehm Vorkämpfer für die Inklusion behinderter Menschen. Auch deswegen klagte er auf seine Teilnahme an Olympia. Der Leichtathletik-Weltverband hatte das abgelehnt, weil die federnde Prothese Rehm einen Vorteil verschaffe. Das wurde jedoch nie bewiesen, zumal Rehm mit der Prothese viel langsamer anläuft als Nichtbehinderte. Der Cas hatte in einem ähnlichen Fall geurteilt, dass die Beweislast für die Vorteilsbehauptung nicht beim Athleten, sondern beim Verband liege. Dass Rehm dennoch der Olympiastart verwehrt wird, überraschte daher. Eine Begründung blieb das Gericht bislang schuldig.

Niemand weiß, ob Rehm gewonnen hätte. Das war ihm auch nie wichtig. Er wäre auch außer Konkurrenz gestartet, denn dem Ausnahmesportler ging es zuallererst immer darum, auf der größten aller Sportbühnen zu zeigen, zu welch außergewöhnlichen Leistungen Behindertensportler fähig sind. Einige Funktionäre haben davor aber anscheinend Angst.

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