Blockaden gegen Flüssiggas

Aktionsbündnis Ende Gelände plant Proteste gegen Terminalbau in Brunsbüttel

  • Katja SpigIel
  • Lesedauer: 4 Min.

Das Aktionsbündnis Ende Gelände ruft dazu auf, von Donnerstag bis Montag in Brunsbüttel fossile Infrastruktur zu blockieren. An dem nördlich von Hamburg gelegenem Ort ist der Bau eines Terminals geplant, das den Transport von flüssigem Erdgas, auch LNG (Liquefied Natural Gas) genannt - nach Deutschland ermöglichen soll. Die Aktivist*innen von Ende Gelände sehen das Vorhaben und damit den fortschreitenden Ausbau von klimaschädlicher Infrastruktur als nicht tragbar an. »Unser Ziel ist es eben von unten, mit zivilem Ungehorsam und mit sehr vielen Menschen einen sehr nötigen, sozial gerechten und ökologischen Systemwandel einzuleiten«, erklärte Elia Nejem, Pressesprecherin von Ende Gelände. Die Erzählung vom »sauberen Gas« sei eine »dreckige Lüge«, so die Aktivistin.

Das Aktionsbündnis will dabei in diesem Jahr an zwei Orten gleichzeitig auf sich aufmerksam machen. Vom 28. Juli bis zum 1. August laufen in Hamburg zusätzlich Aktionen unter dem Motto »Anti-koloniale Attacke«. Eine Bündnis migrantischer und Schwarzer Menschen will hierbei »imperialistische Institutionen, Infrastruktur und Symbole angreifen und blockieren«.

Der Schwerpunkt der Aktionen liegt in Brunsbüttel. Hier soll auf dem Gelände des »ChemCoastParks«, das auch das größte Industriegelände Schleswig-Holsteins ist, ein Terminal für mit flüssigem Erdgas beladene Tankschiffe entstehen. Das Prinzip von LNG besteht darin, Erdgas auf eine Temperatur von etwa -160 Grad Celsius zu kühlen, um es flüssig zu machen. Das dürfte überwiegend in den USA, Südamerika und Katar passieren. Dann wird die Gasflüssigkeit über den Ozean transportiert, wieder in Gas umgewandelt, und schließlich in das deutsche Energienetz eingespeist.

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Das Flüssiggas ist laut Ende Gelände jedoch ein »Brandbeschleuniger der Klimakrise«, denn zusätzlich zum CO² entstehe beim Abbau sowie beim Transport des Gases eine schädliche Menge des Treibhausgases Methan. Auch Geopolitik dürfte bei dem Bau des Terminals eine Rolle spielen. Die USA sind gegenüber dem Pipeline-Projekt Nord Stream 2 für Gaslieferungen aus Russland nach Europa skeptisch eingestellt. Der Plan der Bundesregierung könnte darin bestehen, Washington mit dem Kauf von US-amerikanischem Flüssiggas zu besänftigen.

Laut Nejem sind aber auch die »skandalösen Bedingungen« zu kritisieren, unter denen das Gas abgebaut wird. Das dafür notwendige »Fracking« vergifte Böden und Trinkwasser und »das trifft vor allem Menschen im globalen Süden und indigene Bevölkerungsgruppen«. Damit stehe das ganze Vorhaben symbolisch für die »koloniale Ausbeutung und Zerstörung des globalen Südens«.

In Europa gibt es indes schon eine Reihe von LNG-Terminals, ihre Auslastung sei laut Ende Gelände aber eher niedrig. »Es macht absolut keinen Sinn, das Terminal zu bauen«, sagte Sprecherin Nejem. Die Aktivistin betonte, dass man »sofort« aus allen fossilen Energien aussteigen müsse, um überhaupt noch nah an das 1,5 Grad-Ziel des Übereinkommens von Paris zu kommen.

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Ende Gelände sieht sich so auch als Teil eines weltweiten Protests. Mit der Blockade in Brunsbüttel schließt sich das Bündnis einem Aktionstag der internationalen »Shale Must Fall«-Koalition (etwa: Schiefergas muss gestoppt werden) am 30. Juli an. Der Protest soll den »nächsten Schritt im Kampf für Klimagerechtigkeit und gegen Gas, Fracking und Kolonialismus« ebnen und die Aktivist*innen des globalen Nordens mit denen des Südens zusammenbringen. »Ich erhoffe mir ein gemeinschaftliches Gefühl«, so Sprecherin Nejem. »Wir sind alle Verbündete und kämpfen denselben Kampf für Klimagerechtigkeit.«

Die Landespolizei Schleswig-Holstein rechnet mit einer bundesweiten Mobilisierungsaktion, geht im Grunde aber von einem friedlichen Protest aus. Polizeibeamt*innen wollen die Lage fortlaufend beurteilen, so dass »auf Aktionsformen geeignet und im Rahmen der Verhältnismäßigkeit reagiert werden kann«, heißt es in einer Mitteilung. Ende-Gelände-Sprecherin Nejem ist zumindest darauf eingestellt, dass es zu einer »Kriminalisierung des legitimen und friedlichen Protests« kommen könnte. Die Organisator*innen rechnen mit einer vierstelligen Anzahl an Teilnehmenden.

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