- Politik
- Hans-Jürgen Irmer
Nicht so harmlos
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer fällt durch rechtslastige Äußerungen auf
Die hessische CDU galt selbst unter Christdemokraten immer als »Stahlhelmfraktion« der Partei. Und es gibt würdige Nachfolger von aus dem Bundesland stammenden Parteigrößen wie Alfred Dregger und Manfred Kanther. Einer ist Hans-Jürgen Irmer aus Wetzlar, Bundestagsabgeordneter seit 2017 und zuvor langjähriger Landtagsabgeordneter. Vergangene Woche sorgte der 69-Jährige in Hessen mal wieder für Schlagzeilen. In einem von ihm veröffentlichten Video klagte er, wo denn der »normale weiße Bürger« bleibe, wenn es künftig überall Frauen- und Migrantenquoten gebe, wie von den Grünen gefordert.
Und setzte noch einen drauf: Für Ställe forderten die Grünen doch auch »Obergrenzen« bei der Belegung. Warum könne, was in der »Viehwirtschaft« gehe, nicht auch bei der Zuwanderung funktionieren, fragte Irmer.
Grüne und die SPD reagierten empört und Torsten Felstehausen, Parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion im Wiesbadener Landtag, fragte: »Wie lange will die Hessen-CDU dem Treiben dieses Mannes, der seit Jahren immer wieder NPD- und AfD-kompatible Positionen verbreitet, zusehen?« Immer wieder pöble er »gegen Muslime, Flüchtlinge, Schwule und Lesben sowie politische Konkurrenten«.
Irmer gibt vor, die Aufregung nicht zu verstehen. »Völlig absurd und dem Wahlkampf geschuldet« findet er, »was da hineininterpretiert wird«. Er habe lediglich ein Beispiel für den »Regulierungswahn« der Grünen genannt, der offenbar nur beim Thema Zuwanderung nicht vorhanden sei, sagte er der Hessenschau am Donnerstag. Sich selbst beschreibt Irmer als Patrioten.
Homosexualität erklärte er 2014 für »nicht normal«, entschuldigte sich aber später. Wegen seiner Verbindungen zum vom Verfassungsschutz beobachteten rechten Verein »Die Deutschen Konservativen« trat er 2015 von seinen damaligen Ämtern in der hessischen CDU-Fraktion zurück.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.