- Kommentare
- Menschenrechte
Herrschaft der Algorithmen
Peter Steiniger zum UN-Bericht über Risiken durch Künstliche Intelligenz
Sie nimmt Entscheidungen ab, sie entscheidet über uns - vollautomatisch, mittels Algorithmen: Von Künstlicher Intelligenz (KI) gelenkte Systeme sind in Staat, Wirtschaft und im privaten Bereich schon eine Weile auf dem Vormarsch. Die smarten Technologien machen das Leben leichter, die Verwaltung effizienter und pushen die Geschäfte. Corona hat ihren Einsatz noch einmal drastisch beschleunigt und entgrenzt, kritische Stimmen in den Hintergrund gedrängt.
Dass KI auch eine Macht mit dunkler Seite ist, wird vielfach ausgeblendet. Sicherheit geht vor, der Schutz von privaten Daten wird als nachrangig erachtet, wo die Angst regiert. Die allerorts verfügten Beschränkungen des sozialen Lebens haben den Ruf nach wirksamer Beaufsichtigung der Bürger verstärkt, um deren Lebenswirklichkeit nach statistischen Modellen formen zu können. In der schönen neuen Welt, in der mit Daten bezahlt wird und der Fernseher zurückschaut, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für Kontrolle und Manipulationen auf der Basis von KI-Profiling durch staatliche oder private Akteure. Sie zielen auf das Konsumverhalten und die öffentliche Meinung.
Gefährlich ist der Einsatz solcher Technologie für Menschen, die sich mit den Mächtigen anlegen. Auch in Demokratien können ihr nur wenige Experten unter die Haube sehen. Hinzu kommt, das macht der jetzt vorgestellte UN-Bericht über Künstliche Intelligenz und die Risiken für Menschenrechte deutlich, dass die notwendige Transparenz von den politisch Verantwortlichen nicht ausreichend hergestellt wird. Outsourcing an Private und deren Monopole verschärft das Problem. Ihre Daten sind eine Machtfrage. Eine ganze Palette von Rechten, die Privatsphäre und das Verbot von Diskriminierung werden fahrlässig oder gezielt durchlöchert. Es ist höchste Zeit, KI-Anwendern die Leine zu kürzen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.