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Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv
Es gibt freie Ausbildungsplätze in Brandenburg, aber zu wenige in Berlin. Die Beschäftigung steigt insgesamt an
Nach dem zweiten Ausbildungsjahr in der Corona-Pandemie zog die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit zusammen mit Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften am Donnerstag Bilanz. Die Situation sei erneut schwieriger gewesen als in den vergangenen Jahren, hieß es in einer Mitteilung der Regionaldirektion. Die Maßnahmen zum Infektionsschutz haben die Vermittlung in einen Ausbildungsplatz für Jugendliche und junge Erwachsene im Berufsberatungsjahr 2020/2021 deutlich eingeschränkt.
Ausbildung darf keine Hürde sein. Berufsqualifikation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
In Berlin waren im Oktober bei den Agenturen und Jobcentern 186.046 Menschen arbeitslos gemeldet – 4389 weniger als im Vormonat und 18.746 weniger als im Oktober 2020. Die Erwerbslosenquote lag damit bei 9,2 Prozent, ein Prozent niedriger als im Vorjahresmonat.
Die Zahl der Arbeitslosen von 15 bis unter 25 Jahren ist gegenüber dem September fast unverändert bei 15.320 geblieben – dies sind 2865 Jugendliche weniger als im Oktober 2020 (minus 15,8 Prozent).
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im August 2021 auf 1.592.800 Personen, drei Prozent mehr als ein Jahr davor.
In Brandenburg waren im Oktober 71.264 Arbeitslose gemeldet, 1830 Personen weniger als im September 2021 und 9957 weniger als im Oktober 2020. Die Erwerbslosenquote sank gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,8 Prozent auf 5,3 Prozent.
Die Zahl der Arbeitslosen von 15 bis unter 25 Jahren ist gegenüber dem September um 442 beziehungsweise 7,3 Prozent auf 5583 gesunken – dies sind 1229 Jugendliche weniger als im Oktober 2020 (minus 18 Prozent).
Im August 2021 waren 873.500 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 18.100 Personen mehr als im August 2020 – eine Steigerung von 2,1 Prozent.
Ausbildungsplatzmessen, Beratungsangebote der Jobcenter und andere Veranstaltungen, die sonst in Präsenz stattfanden, waren eingeschränkt und fanden nur digital, die Beratung nur telefonisch statt. Viele Unternehmen hätten angesichts der anhaltenden Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie »ihr Engagement in der Ausbildung« überdacht, hieß es weiter.
Dennoch ist in der Statistik zunächst kein gravierender Einbruch festzustellen: Im Zeitraum vom Oktober 2020 bis September 2021 meldeten sich in Berlin gegenüber dem Vorjahreszeitraum 556 Bewerber*innen mehr bei der Berufsberatung der Arbeitsagenturen. Demgegenüber sank die Zahl der gemeldeten freien Ausbildungsplätze um 792 auf 1112. In Brandenburg seien es rund 2000, sagte Ramona Schröder, Direktorin der Regionaldirektion. Sie betonte, Berlin-Brandenburg sei ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Berliner Jugendliche könnten auch in Brandenburg eine Berufsausbildung absolvieren. In Berlin gibt es zu wenig Stellen, in Brandenburg zu wenig Bewerber*innen. Ende September hatten 3394 junge Berliner*innen noch keinen Ausbildungsplatz gefunden - 39 mehr als im Vorjahr. 1112 Ausbildungsplätze waren unbesetzt - 514 weniger als im September 2020.
Arbeits- und Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) sagte: »Die Zahlen stimmen positiv.« Sie kritisierte, dass die Ausbildungsbereitschaft der Berliner Unternehmen beziehungsweise das Engagement für eine gute Ausbildung weiter gesunken sei und deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liege. In Berlin bilden 42 Prozent der Betriebe aus, bundesweit sind es 54 Prozent.
Der Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer, Daniel-Jan Girl, sagte, es seien deutlich mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen worden als im Vorjahr. »Es gibt keine Ausbildungslücke«, so Girl. Er forderte, der neue Senat möge von einer verpflichtenden Ausbildungsquote absehen und von einer Ausbildungsumlage für Unternehmen, die diese nicht einhalten, Abstand nehmen.
So eine Abgabe lehnten auch die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) ab, erklärte dazu deren stellvertretender Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp. »Wir kommen mit einem blauen Auge aus der Krise«, sagte er weiter mit Blick auf den Arbeitsmarkt insgesamt. Mehr als die Hälfte des Beschäftigungsrückgangs im ersten Pandemiejahr seien aufs Gastgewerbe und den Handel entfallen.
Daniel Wucherpfenning, beim DGB Berlin-Brandenburg zuständig für den Bereich Berufliche Bildung, kritisierte, die Ausbildungsquote sei seit Jahrzehnten schon niedrig. Der Gewerkschafter widersprach zudem dem Argument der Wirtschaftsvertreter, dass Unternehmen keine ausbildungsfähigen Jugendlichen fänden. Die Debatte um Lese- oder Rechenschwächen bei Schüler*innen sei Jahrzehnte alt. »Da müssen die Betriebe reagieren«, monierte Wucherpfennig.
Ausschluss im Klassenzimmer. Der Förderschulbesuch hat langfristig negative Folgen
»Wer glaubt, dass Auszubildende in den Betrieb kommen und alles können, der irrt«, ergänzte Elke Breitenbach. »Die kommen in den Betrieb, um ausgebildet zu werden.« Einig waren sich die Anwesenden aber darin, dass gemeinsame Anstrengungen, um Schulabgänger*innen in eine Ausbildung zu bringen, weitergeführt und verstärkt werden sollten.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich insgesamt positiv. Das geht aus den Zahlen hervor, die Ramona Schröder ebenfalls am Donnerstag vorstellte. Der Trend zeige nach oben. In Brandenburg wurde das Vorkrisenniveau schon wieder erreicht, in Berlin dauert es noch, bis dies der Fall sein wird. Die Erholung von Gastronomie, dem Messe- und Veranstaltungswesen sowie Teilen des Handels braucht aber mehr Zeit.
Die Kurzarbeitsanzeigen sinken, und immer mehr Unternehmen beklagen, dass sie keine Bewerber*innen für freie Stellen finden. Auch das gilt in besonderem Maße fürs Gastgewerbe. Besonders viele Fachkräfte hatten im letzten Jahr, als sie in Kurzarbeit waren, der Branche den Rücken gekehrt und anderswo eine Stelle gefunden. Das liege nach Wahrnehmung der UVB besonders an den Arbeitszeiten, so Schirp.
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