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Klimakiller Methan im Visier
Staaten wollen mit Pakt in Glasgow globalen Ausstoß um 30 Prozent verringern
Die weltweiten Methanemissionen sollen in den kommenden zehn Jahren um 30 Prozent sinken. Auf der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow haben die USA und die EU einen Pakt vorgestellt, dem sich bereits mehr als einhundert Länder angeschlossen haben. Diese Länder repräsentierten 70 Prozent der Weltwirtschaft. Beim »Global Methane Pledge« geht es erstmals um ein Reduktionsziel für die weltweiten Methanemissionen. Da diese schwierig zu ermitteln sind, sollen die fortgeschrittensten Methoden zur Messung eingesetzt werden.
»Den Ausstoß von Methan zu reduzieren, ist eines der effizientesten Dinge, die wir tun können«, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Glasgow. Sie stellte den Pakt, der bereits im September initiiert worden war, gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden vor.
Neben Deutschland haben sich unter anderem Frankreich, Japan, Israel und Kanada der Initiative angeschlossen. Mit dabei sind zudem sechs der zehn weltgrößten Emittenten: die Vereinigten Staaten, Brasilien, Indonesien, Nigeria, Pakistan und Mexiko. Allerdings haben China, Russland, Indien und der Iran, die ebenfalls zu den Top Ten gehören, den Methan-Pakt nicht unterzeichnet.
Methan ist Hauptbestandteil von Erdgas und ein noch stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid. Es ist für etwa 40 Prozent des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur um bisher gut ein Grad Celsius seit Beginn der industriellen Revolution verantwortlich, wie der Weltklimarat ermittelte, der eine »starke, rasche und nachhaltige Verringerung« der Methanemissionen gefordert hat. Sie entstehen bei der Erdgasförderung und der Weiterleitung, aber auch in der Landwirtschaft oder beim Auftauen des Permafrostbodens.
»Wegen seiner relativ niedrigen Lebensdauer von etwas über zehn Jahren zeigt Methan viel früher einen Konzentrationsabfall in der Atmosphäre, als das bei Kohlendioxid und Lachgas der Fall ist«, erläutert der Hamburger Klimaforscher und Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Hartmut Graßl. Dass die USA und die EU erwarten, dass das Erreichen des 30-Prozent-Ziels die globalen Durchschnittstemperaturen bis 2050 um mindestens 0,2 Grad reduzieren könnte, hält Graßl für plausibel, wenn auch etwas zu optimistisch angesetzt. »Es ist erfreulich, dass die USA und die EU bei der Klimakonferenz auch die Emissionen des zweitwichtigsten anthropogenen Treibhausgases mit in den Fokus nehmen«, so der Klimaforscher gegenüber »nd«. Methan habe viele, häufig diffuse Quellen. »In Deutschland sind es hauptsächlich die Rinderhaltung und die Erdgasverteilung und -nutzung mit ihren Lecks, aber auch die alten Kohlebergwerke und die alten Mülldeponien gehören dazu«, erläutert Graßl.
Expert*innen sehen in der Initiative einen wichtigen Schritt zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens. »Die Verringerung der Methanemissionen ist unerlässlich, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen«, sagte Helen Mountford vom World Resources Institute in den USA. Das 30-Prozent-Ziel sei eine gute Grundlage für die weltweit nötigen Anstrengungen. Nicht zuletzt wirkten sich Maßnahmen zur Methanreduktion auch positiv auf die Luftqualität, die Ernährungssicherheit und die öffentliche Gesundheit aus.
Die Methankonzentration in der Atmosphäre ist stetig gestiegen. Auch die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen der Weltwirtschaft änderten nichts an dem Trend. Eine Analyse der US-Wetterbehörde NOAA ergab, dass der Anstieg im Jahr 2020 bei 14,7 Teilen pro Milliarde lag. Das ist der größte Anstieg innerhalb eines Jahres seit Beginn der systematischen Messungen 1983. Dabei hatte sich die Methankonzentration um die Jahrtausendwende herum zunächst abgeflacht. Doch nun steigt sie wieder spürbar an.
Deutschen Politiker*innen und Umweltschützer*innen bleibt das Versprechen der Staaten zu vage. »Der ›Global Methane Pledge‹ ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, allerdings geht es hier um eine freiwillige Vereinbarung ohne Überprüfungs- und Sanktionsmöglichkeiten«, sagte die Europaabgeordnete Jutta Paulus von den Grünen. Und das Reduktionsziel von 30 Prozent bleibe weit hinter dem Machbaren zurück.
Tatsächlich hatte das UN-Umweltprogramm im Mai in einem Report ermittelt, dass bis 2030 auch 45 Prozent Reduktion möglich wären - und zwar »mit bestehenden Technologien und sehr geringen Kosten«. Empfohlene Maßnahmen sind unter anderem, Lecks in Erdgaspipelines zu stopfen, das Ausströmen von Methan bei Erdöl- und Erdgasbohrungen zu stoppen sowie das Gas aus Mülldeponien aufzufangen, in denen es bei der Vergärung organischer Reststoffe entsteht. Auch Methan aus Viehbeständen oder dem Reisanbau lasse sich reduzieren.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte von der nächsten Bundesregierung, eine Methanstrategie mit nationalem Reduktionsziel im Koalitionsvertrag festzuschreiben. »Es ist erschreckend, dass der Klimakiller Methan gerade in Deutschland, dem größten Gaskonsumenten der EU, keinerlei Rolle in der politischen Debatte spielt«, sagte DUH-Energieexperte Constantin Zerger.
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