Das Glück, das im Casting lag

Michael Nesmith von The Monkees starb in Kalifornien

  • Thomas Grossman
  • Lesedauer: 3 Min.

The Monkees hatten vor mehr als einem halben Jahrhundert Hits wie «Daydream Believer», «Last Train To Clarksville» oder «I’m A Believer». Der letztgenannte Song aus der Feder von Neil Diamond verkaufte sich weltweit zehn Millionen Mal und war damit die umsatzstärkste Single des Jahres 1967. In jenem Jahr sollen die Monkees mehr Platten als die Beatles und die Rolling Stones zusammen verkauft haben.

Michael Nesmith, der Geistreichste, Witzigste und Musikalischste der Band, erlag am Freitag in seinem Haus in Carmel Valley (Kalifornien) im Alter von 78 Jahren einem Herzversagen. Nach Davy Jones (2012) und Peter Tork (2019) ist damit das dritte Bandmitglied gestorben. Nur Schlagzeuger Micky Dolenz lebt jetzt noch.

Robert Michael Nesmith wurde am 30. Dezember 1942 in Houston (Texas) geboren. Seine Mutter erfand eine Art «Tipp-Ex» zur Korrektur von Manuskripten und machte die Familie damit reich. 1960 meldete sich Michael freiwillig zur US-Air Force, ließ sich aber 1962 vorfristig entlassen. Dann ging er auf das San Antonio College, wo er sich bei Auftritten zur Gitarre begleitete. 1965 schrieb er den Song «Different Drum», mit dem Linda Ronstadt bald ihre Karriere starten sollte.

The Monkees waren eine Castingband. 1965 inserierten zwei TV-Produzenten im USA-Prominentenklatsch-Magazin «Variety»: «Vier irre Jungs gesucht, die Mut zur Arbeit haben.» Über 400 junge Männer meldeten sich, vier wurden ausgewählt: ein Ex-Jockey und Kinderstar, ein Pädagogikstudent, ein weiterer Kinderstar sowie Michael Nesmith. Das Schlagzeug bedienen konnte keiner, singen und Gitarre spielen konnten sie nur mäßig. Trotzdem wurden sie für die lustige NBC-TV-Serie über die Entwicklung einer Beat-Band angestellt.

Die Serie mit 58 Folgen wurde derart beliebt, dass die Platten der Monkees durch die Decke gingen. Bei den ersten Aufnahmen sangen sie zunächst nur, während eine Studioband die Instrumente bediente. Immerhin hat Nesmith einige der Songs selbst geschrieben («Mary, Mary», Circle Sky«, »Listen To The Band«, »The Girl I Knew Somewhere«). Vor ihrer ersten Tour mussten sie also fleißig üben. Doch gingen ihre handwerklichen Fehler meist im hysterischen Geschrei der Fans unter. Vor allem Nesmith kämpfte dann hart für mehr kreative Freiheit für die Monkees.

Als Peter Tork Ende 1968, nach dem Ende der TV-Serie, aus der Band ausschied, um eine eigene (erfolglose) Band zu gründen, war bald auch für die Monkees Schluss. Nesmith formte seine First National Band, die drei Alben mit Country Rock - einiges davon ist mittlerweile Kult - veröffentlichte. Kurz nach dem Ende seiner Band feierten The Eagles mit derselben Musik riesige Erfolge, was Nesmith fast das Herz brach. 1977 schuf er für seinen Song »Rio« eines der allerersten Musikvideos. Zwei Jahre später entwickelte er die TV-Musik-Show »PopClips«, die an Time Warner verkauft wurde, was zur Gründung von MTV führte. Bald produzierte Nesmith auch Filme (»Repoman« von Alex Cox) oder führte Regie (»Hey, Hey, It’s the Monkees«).

Ab 1986 gab es immer wieder Reunions der Monkees, an denen sich Nesmith nur sporadisch beteiligte, da er der Band kritisch gegenüberstand. Doch in der letzten Dekade änderte sich das: Die Band war »eine große Zeit meines Lebens.«

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