Unglückliches Agieren

Auseinandersetzungen in der Linken trotz des desaströsen Wahlergebnisses

Der frühere Gewerkschafter Klaus Ernst übte häufig in Interviews Kritik an der Klimabewegung, wird aber von der Führung der Linksfraktion offenbar als geeignet für den Posten des Vorsitzenden des Klimaausschusses des Bundestages angesehen.
Der frühere Gewerkschafter Klaus Ernst übte häufig in Interviews Kritik an der Klimabewegung, wird aber von der Führung der Linksfraktion offenbar als geeignet für den Posten des Vorsitzenden des Klimaausschusses des Bundestages angesehen.

Die Klimafrage ist unbestreitbar die entscheidende soziale Frage dieses Jahrhunderts. Denn unter der Klimakatastrophe wie auch unter der Umweltzerstörung leiden hierzulande und weltweit vor allem die Ärmsten. Insofern ist die Partei Die Linke geradezu verpflichtet, einen Plan für einen sozialen wie auch ökologischen Umbau der Gesellschaft zu entwickeln, der in vielerlei Hinsicht revolutionäre Elemente aufweisen muss.

Der Vorwurf von Linken wie Klaus Ernst und Sahra Wagenknecht an klimabewegte Genossen lautet, sie lebten in ihrer utopistischen Blase und hätten die realen Folgen ihrer Forderungen etwa für die Landbevölkerung nicht im Blick, die auf preisgünstige Autos mit Verbrennermotor angewiesen seien. Die politische Kunst innerhalb der Linken bestünde nun darin, solche Bedenken ernst zu nehmen und in ihren Konzepten zu berücksichtigen, um soziale Verwerfungen auszuschließen.

Aber: Es muss auch auf Seiten derer, die Bedenken gegen eine vermeintlich zu rigorose und unrealistische Klimapolitik äußern, Bewegung geben. Vor allem sollten auch sie endlich intern mit den Genossen diskutieren und an der Erarbeitung umsetzbarer Ziele mitwirken. Denn sie tun seit Jahren genau das, was die Linke-Führung jetzt den klimabewegten Verfassern eines offenen Briefes vorwirft: Ernst wie auch Wagenknecht äußern ihre persönliche Meinung und scharfe Kritik an jungen Menschen, die sich für Klimaschutz engagieren stets in den Medien, statt mit den Kritisierten zu sprechen. Angesichts dessen sind Protestnoten wie »Nicht Euer Ernst« legitim. Der Linken in Parlament und Bewegungen würde es in jedem Fall gut tun, wenn die Fraktion an diesem Dienstag eine in klima- und energiepolitischen Fragen bewanderte, dialogorientierte und dem Parteiprogramm verpflichtete Person nominierte.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!