Raus aus der Abhängigkeit

Mit der Doku »A Mother at 15« wird über Teenager-Schwangerschaften aufgeklärt

  • Stefanie Wurm, Weltfriedensdienst
  • Lesedauer: 3 Min.
Mariam Anafi mit ihrem Team bei Dreharbeiten zu »A Mother at 15«
Mariam Anafi mit ihrem Team bei Dreharbeiten zu »A Mother at 15«

»Wenn du arm bist, such dir einen Mann. Der kümmert sich um dich.« Mariam Anafi ist selbst fast noch ein Kind, als sie diesen Rat ihrer Schulfreundinnen befolgt. Sie wird mit 14 schwanger. Kurze Zeit später bricht sie ihre Schulausbildung ab. Kaum ist das Baby geboren, macht sich der Vater davon. Was sie bei Gelegenheitsjobs verdient, reicht kaum für Seife für ihr Kind. Immerhin wird sie nicht von ihrer Mutter verstoßen. Aber ein Ausweg ist nicht in Sicht. Wie soll Mariam künftig für sich und ihr Kind sorgen?

Das Menschenrechtsnetzwerk von STEPS aus Südafrika - Partnerorganisation des Weltfriedensdienstes - bat die junge Mutter, ihre Geschichte in einem Dokumentarfilm zu erzählen. Es ist kein Einzelfall: Viele junge Mädchen im Südlichen Afrika sind so arm, dass sie sich in die finanzielle Abhängigkeit von einem Mann flüchten. Themen wie Sex, Verhütungsmittel und geschlechtsspezifische Gewalt sind vielerorts tabu.

Wie Mariam Anafi brechen zwei Drittel der jungen Frauen, die im Teenageralter schwanger werden, nach der Geburt ihres Kindes ihre Schulausbildung ab. Minderjährige Mütter sind weitgehend von Bildungs- und Aufstiegschancen ausgeschlossen. Teenager-Schwangerschaften sind oftmals ein Grund oder zumindest Verstärker für eine mangelhafte Bildung und miserable Lebensbedingungen, mit denen die Jugend im Südlichen Afrika ohnehin zu kämpfen hat.

Mariam Anafi lebt in einem Dorf in Salima in Malawi. Der Prozess des Filmemachens gab ihr die Möglichkeit, anderen von ihrer Not als Mutter im Teenageralter zu erzählen. Sie nutzt die Kamera, um sich mit ihrer Familie und ihrer Gemeinde auszutauschen und andere minderjährige Mütter zu ermutigen, wie sie selbst wieder zur Schule zu gehen.

STEPS hat Mariam Anafi zur Moderatorin ausgebildet. Sie reist mit ihrem Film »A Mother at 15« (Mutter mit 15) in kleine Dörfer und Townships, zeigt ihren Film vor Jugendlichen, Eltern, Lehrer*innen oder lokalen, religiösen Führer*innen und politischen Entscheidungsträger*innen. Nach der Filmvorführung moderiert Mariam Anafi das Gespräch mit dem Publikum. Sie ermutigt die Zuhörer*innen, die Themen mit ihrem eigenen Leben in Verbindung zu bringen, persönliche Geschichten zu teilen, sich über Hoffnung und Verantwortung auszutauschen.

Mariam Anafi ruft junge Frauen in ähnlichen Lebensumständen auf, ihren Schulabschluss nachzuholen. Die Zuschauer*innen überlegen, was sie selbst konkret tun können, um die Rechte von Mädchen zu schützen und ihr Leben und das ihrer Gemeinde zu verbessern. Eine Schulleiterin etwa berichtete von 200 Mädchen, die ihrer Schule pro Jahr wegen einer Schwangerschaft fernblieben. Die hohe Schulabbruchrate führte sie auf den Druck der Eltern zurück, die schlicht nicht wissen, dass auch jugendliche Mütter zur Schule gehen dürfen. STEPS organisierte daraufhin ein Treffen aller Beteiligten. Ein halbes Jahr später waren über 100 Mädchen zum Unterricht zurückgekehrt.

Der Film ist ein wirkungsvolles Instrument, um über Teenager-Schwangerschaften, Schulabbruch und Kinderheirat zu sprechen. Mit diesen Themen hat die gesamte Region des Südlichen Afrika zu kämpfen. STEPS hat daher mehrere lokale Sprachversionen produziert und setzt den Film auch in Lesotho, Botswana, Uganda, Sambia und Simbabwe ein. Mittlerweile haben weit über 10 000 Menschen den Film gesehen und Mariams Botschaft gehört. Eine Botschaft, die für viele eine neue Perspektive eröffnet: Wir können selbst etwas tun - für uns selbst und für unsere Gemeinschaft.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.