Solidarität mit Tessa Ganserer

Die Grünen-Abgeordnete erlebt immer wieder Transfeindlichkeit. Diesmal durch das Magazin »Emma«

Der Bundestag ist seit September 2021 nicht nur jünger, weiblicher und diverser geworden, erstmals sitzen auch zwei offen transident lebende Frauen im Parlament: die Grünen-Abgeordneten Tessa Ganserer und Nyke Slawik. Ein Erfolg, der für beide auch Diffamierung und transfeindliche Beleidigungen zur Folge hat. Besonders über Ganserers Mandat wird durch die Initiative »Geschlecht zählt«, über die nun auch das Magazin »Emma« wohlwollend berichtete, gestritten.

Ganserer ist gelernte Forstwirtin und war von 2013 bis 2021 Abgeordnete im Bayerischen Landtag. 2019 erklärte sie öffentlich, nun unter dem Namen Tessa zu leben. Seit Jahren setzt sie sich für die Belange von queeren Menschen und gegen das diskriminierende Transsexuellengesetz (TSG) ein. Es schreibt Menschen, die ihren Personenstand und Vornamen ändern möchten, vor, sich psychologisch begutachten zu lassen. Ganserer bezeichnete das TSG als Menschenrechtsverletzung und lehnt es ab, sich einem solchen Verfahren zu unterziehen. »Ich werde mich nicht vor einen Richter stellen, um mir intimste persönliche Fragen zu meinen frühkindlichen Erlebnissen, meinen sexuellen Präferenzen und Partnerinnen gefallen zu lassen, damit er für diesen Staat entscheiden kann, dass ich die Frau bin, die ich schon immer war«, erklärte sie gegenüber t-online.

»Transfeindlichkeit im Feminismus ist nicht neu« - Roman Klarfeld über die Ablehnung von trans* Personen, sogenannte TERFs und ihre Nähe zu rechter »Genderwahn«-Rhetorik

Genau das ist es, was die Initiative und die »Emma« kritisieren. Es sei Wahlbetrug und Vortäuschung falscher Tatsachen, dass Ganserer auf dem Listenplatz einer Frau in den Bundestag eingezogen ist. Zahlreiche Frauen hätten beim Wahlprüfungsausschuss Einspruch eingelegt, so die Initiative. Ihr und dem »Emma«-Artikel wird auf Twitter unter #SolidaritaetMitTessa Transfeindlichkeit vorgeworfen. Vor allem der Gebrauch des falschen Pronomens und das Deadnaming, also die Verwendung des abgelegten Namens, gelten als transfeindlich. Aber auch die Überzeugung der Initiative, Geschlecht könne durch körperlich-biologische Merkmale definiert werden, leugnet die Existenz von trans- und intergeschlechtlichen Menschen. Tatsächlich ist es nur konsequent, wenn die Grünen trans Personen unabhängig von ihrem Personenstand auf quotierte Listenplätze setzen. Schließlich will die Partei das TSG durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Dazu passende Podcast-Folgen:

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.