Ein Dirigent und sein halbwahrer Halbkreis

Aus Aufgabensammlungen der nd-Denkspielgemeinde

  • nd
  • Lesedauer: 2 Min.

Für jede in dieser Rubrik abgedruckte Aufgabe erhalten Einsenderin oder Einsender ein Buch. Das geht diesmal an Bernhard Arnold aus Bremen:

»Stellt euch im Halbkreis auf!«, fordert Chorleiter Manfred uns bei der Stellprobe vor dem Konzert auf. Er selbst positioniert sich in der Mitte zwischen den beiden »Flügelleuten«, die ihrerseits im Abstand von 11 Metern stehen (wobei mit Abstand, wie durchgängig in dieser kleinen Geschichte, die Distanz von Körpermitte zu Körpermitte gemeint ist). Indes pflegt unser Manfred kein akribisches Verhältnis zu geometrischen Definitionen: Halbkreis ist für ihn Halbkreis, egal wie viel Grad der zugehörige Zentriwinkel beträgt. Daran hat sich der Chor längst gewöhnt. Bis auf mich.

Er steht nämlich gar nicht im Mittelpunkt eines Halbkreises. Sein Abstand zu mir beispielsweise beträgt nicht 5,50 Meter, sondern nur 4 Meter. Ich stehe ihm sozusagen (geometrisch!) am nächsten, weil ich meinerseits gleich weit von den beiden Flügelleuten postiert bin. Und wenn ich ihm zurufe: »Das ist doch gar kein Halbkreis, Manfred!«, guckt er irritiert und fragt: »Ja, was denn dann? Ein Viertelkreis? Ein Drittelkreis? Oder was?« - Tja, was denn dann?

Obige Begebenheit hat sich lange vor der Corona-Pandemie ereignet. Andernfalls hätten Sängerinnen und Sänger nicht, wie sie es taten, im Abstand von nur einem halben Meter zueinander stehen können. Und es waren damals viele. - Tja, wie viele denn? nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -