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Von der Fifa ins Abseits gestellt
Zahlt Weltfußballverband Abdullah Ibhais Kritik an Ausbeutung heim?
Arbeitsplätze in Katar bergen gewisse Risiken. Das musste auch Abdullah Ibhais erfahren, der dort für das WM-Vorbereitungskomitee der nach Petrodollars gierenden Fifa tätig war. Ende November ist Showtime, dann steigt im Wüsten-Emirat am Persischen Golf die 22. Endrunde einer Weltmeisterschaft im Fußball der Männer. Anders als Tausende Arbeitsmigranten aus armen Ländern, die sich beim Bau der Stadien zu Tode schufteten, bezahlte Ibhais den Ausflug ins Hightech-Mittelalter nicht mit dem Leben, sondern »nur« mit seiner Freiheit. Und doch hängt das Schicksal des 35-jährigen Palästinensers mit jordanischem Pass mit dem der Malocher eng zusammen.
Ende 2019 war Ibhais als Kommunikationschef des Komitees geschasst worden. Anfang 2021 bekam er fünf Jahre Haft aufgebrummt. Bei einem Vertrag mit einem Social-Media-Dienstleister soll er die Hand aufgehalten haben - und bei unethischen Geschäftspraktiken versteht die Fifa null Spaß. Menschenrechtsorganisationen hingegen sind davon überzeugt, dass Ibhais sein mittlerweile widerrufenes Geständnis, auf das sich der Prozess in Doha stützte, nicht aus freien Stücken ablegte. Und das Ganze sei ein Racheakt der Fifa. Was diese als »lächerlich, verleumderisch und falsch« zurückweist. Sicher ist, dass dem gemeinnützigen Verein mit Sitz in Zürich die Kritik, die Ibhais an den erbärmlichen Bedingungen auf den WM-Baustellen übte, gar nicht gefiel. Im Sommer 2019 waren in Katar Gastarbeiter in einen Streik getreten. Ibhais legte sich mit seinen Bossen an, die das Thema runterkochen wollten.
Jüngst wies ein Gericht im Expressverfahren seine Berufung zurück - und verkürzte die Strafe auf drei Jahre. Zuvor war der Häftling in den Hungerstreik getreten. Am langen Arm verhungern lässt ihn die Fifa, die Ibhais bis heute eine Abfindung vorenthält. Deshalb, sagt seine Familie, droht ihm wegen Schulden nun noch eine Strafe.
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