Wasserversorgung weltweit verbessern

Unesco fordert im Weltwasserbericht höhere Investitionen und eine bessere Regulierung zum Schutz des Grundwassers

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 5 Min.

Grundwasser muss weltweit besser geschützt und verwaltet werden. Das fordern die Vereinten Nationen im Weltwasserbericht 2022, den die UN-Kulturorganisation Unesco zum Weltwassertag vorgelegt hat. Der Bericht »Grundwasser - Unsichtbares sichtbar machen« wurde am Montag auf dem Weltwasserforum in Senegals Hauptstadt Dakar vorgestellt.

Grundwasser stammt überwiegend aus Regenwasser, das in natürlichen Grundwasserspeichern gesammelt wird. Mehr als die Hälfte des Wassers, das weltweit von Privathaushalten genutzt wird, stammt dem Bericht zufolge hieraus. Die Bewässerung in der Landwirtschaft hängt zu etwa einem Viertel davon ab. Trotzdem werde Grundwasser »vielerorts kaum verstanden und schlecht verwaltet«, kritisiert die Unesco. Die Konsequenz: In manchen Erdteilen gebe es eine dramatische Übernutzung und Verschmutzung. In anderen Weltregionen werde das Grundwasser dagegen viel zu wenig genutzt.

Demnach ist Asien der Kontinent mit der intensivsten Grundwassernutzung. Die vor allem durch die Landwirtschaft entnommene Menge sei doppelt so hoch wie auf allen anderen Kontinenten zusammen. Dadurch erschöpften sich die Vorräte sehr schnell, zugleich werde das Grundwasser teils stark verschmutzt.

Kaum Wassersicherheit gibt es in den afrikanischen Ländern. Selbst die fünf wassersichersten Länder Afrikas - Ägypten, Botswana, Gabun, Mauritius und Tunesien - wiesen »nur ein bescheidenes Niveau an Wassersicherheit« auf, hieß es im Weltwasserbericht. Somalia, Tschad und Niger sind laut der UN die am wenigsten wassersicheren Länder des Kontinents.

Mehr als ein Drittel des Kontinents, das sind etwa eine halbe Milliarde Menschen, lebten ohne abgesicherten Zugang zu Wasser, teilte das UN-Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit (UNU-INWEH) zum Auftakt des Weltwasserforums mit. Hier gebe es kaum Fortschritte - allen globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung zum Trotz.

Neben einer im weltweiten Vergleich dramatischen Wasserknappheit würden in vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara Grundwasserreserven kaum genutzt. Nur drei Prozent der Ackerflächen seien mit Bewässerungssystemen ausgestattet, davon nutzen wiederum nur fünf Prozent Grundwasser. Um diese Vorräte für die Versorgung erschließen zu können, fehle es aber an Infrastruktur und Fachkräften.

Auch in vielen europäischen Ländern hat es in den vergangenen Jahren viel zu wenig geregnet, die Temperaturen sind messbar gestiegen. Lokal kann das zu spürbarem Wassermangel führen, wenn etwa Kommunen nicht mehr genügend Trinkwasser fördern können. Im Dürresommer 2018 kam es bereits regional zu Problemen mit der öffentlichen Wasserversorgung. Generell droht aber laut UN-Bericht nur selten eine Übernutzung, größer sei das Problem der Verschmutzung durch die Landwirtschaft, vor allem durch zu hohe Nitratbelastung. »Es ist davon auszugehen, dass die Landwirtschaft inzwischen der Hauptverschmutzer der Binnen- und Küstengewässer im Vergleich zu Siedlungen und Industrie ist«, heißt es im Wasserbericht.

In Deutschland werden an jeder sechsten Messstelle die Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser überschritten, erklärt Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission. »Gerade die Landwirtschaft als wichtigster Verursacher der Nitratkonzentrationen hierzulande muss endlich eine echte Transformation durchlaufen.«

Für einen besseren Schutz des Grundwassers plädiert auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Rund 74 Prozent des Trinkwassers stammten aus Grundwasser. Es sei aber »leider zunehmenden Belastungen ausgesetzt. Klimawandel, industrielle oder landwirtschaftliche Bewirtschaftung, geologische Bedingungen und der Mensch wirken auf die natürlichen Wasserressourcen ein«, erklärt VKU-Vizepräsident Karten Specht. Er spricht sich für ein stärkeres Verursacherprinzip aus: »Statt die Kosten für notwendige zusätzliche Reinigungsleistungen der Kläranlagen nur beim Gebührenzahler abzuladen, sollten sich die Verursacher, beispielsweise Pflanzenschutzmittelhersteller, beteiligen. Und es muss zuerst darum gehen, dass Stoffe gar nicht erst in Verkehr oder eben deutlich weniger in Verkehr gebracht werden.«

Gleichzeitig droht auch in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten infolge des Klimawandels ein sinkender Grundwasserspiegel. Darauf verweisen etwa das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). »Besonders sichtbar sind die zukünftigen negativen Auswirkungen in Nord- und Ostdeutschland,« sagt Stefan Broda von der BGR. »Hier drohen vor allem gegen Ende des Jahrhunderts längere Perioden mit niedrigen Grundwasserständen.«

Andere Daten warnen, Deutschland gehöre zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Jay Famiglietti vom kanadischen Global Institute for Water Security hat die Daten der Satellitenmission »Grace« im Auftrag der Nasa und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ausgewertet. Seit der Jahrtausendwende verliere das Land 2,5 Kubik-Kilometer Wasser jährlich, erklärt er gegenüber der ARD. Stark betroffen seien die Region um Lüneburg, Baden-Württemberg und Bayern.

»Noch sind wir sehr gut mit Trinkwasser versorgt. Das scheint sich jedoch durch den Klimawandel und falsche Bewirtschaftung zu ändern, wie jüngste Ergebnisse der Satellitenmission zeigen«, sagte BUND-Wasserexpertin Kira Heinemann. Zunehmende Trockenperioden, mehr Verdunstung durch steigende Temperaturen und in der Folge gestiegene Wasserbedarfe wirkten unheilvoll zusammen: Grundwasserstände sänken, Wälder, Bäche und Feuchtbiotope trockneten aus.

Im vergangenen Sommer hatte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), die in der neuen Regierung dem Entwicklungsministerium vorsteht, den Entwurf einer Nationalen Wasserstrategie verkündet. Ziel: Bis zum Jahr 2050 die natürlichen Wasserreserven Deutschlands sichern, Vorsorge gegen Wasserknappheit leisten, Nutzungskonflikte regeln sowie den Zustand der Gewässer und die Wasserqualität verbessern.

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