- Kommentare
- Corona
Lauterbachs Herbst-Szenario
Im Kampf gegen die Pandemie braucht es Realpolitik und keinen Science-Fiction-Trash
Dass bei Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Nerven blank liegen, ist angesichts der Bedrohung durch Rechtsextremisten mehr als verständlich. Es beängstigt, wenn ein Politiker, der lediglich eigentümliche Schlüsse aus fachlicher Analyse zieht, zur Zielscheibe wird. Gleichwohl ist der SPD-Mann auch Politprofi, der damit umzugehen versteht. Dass er mit Blick auf den Corona-Herbst den Begriff »Killervariante«, der nach Science-Fiction-Trash klingt, in den Ring wirft, lässt sich jedenfalls damit nicht entschuldigen. Deren Auftreten ist zwar nicht auszuschließen, aber so unwahrscheinlich - das Erfolgsgeheimnis von Omikron ist ja gerade der bei den meisten Infizierten milde Krankheitsverlauf -, dass sich damit nichts planen lässt. Schon gar nicht die Beschaffung vom Impfstoffen, die gerade millionenfach verfallen.
Einen Minister misst man nicht am Entwerfen von Horrorszenarien, sondern an dem, was er in die Wege leitet. Die riesige Kluft zwischen Lauterbachs Getwittere und der Realpolitik lähmt die Pandemiebekämpfung derzeit sogar. Seine Job wäre es, sich mit Blick auf den Herbst rechtzeitig mit den weit entfernten FDP-Regierungskollegen zu verständigen. Das wird aber lautlos und unspektakulär geschehen, wenn es erfolgreich sein soll. Vorbereitet in einen Corona-Herbst zu gehen - das wäre doch mal was.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!