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Echte Konsequenzen
Kirsten Achtelik zum Sexismusproblem in der Linkspartei
Für die Linke sei klar, dass sexualisierte Gewalt und sexistische Strukturen in der Partei keinen Platz haben dürften. Diese Aussage hört man in den letzten Tagen sehr häufig aus den verschiedenen Regional- und Führungsstrukturen der Partei. Ob dies aber Signale ehrlichen Willens zur Aufarbeitung von Übergriffen und Problemen oder nur die üblichen Sprechblasen zur Abwehr von Kritik sind, ist noch nicht ausgemacht.
Gehen solche Sätze allerdings nicht mit einer Bitte an die Betroffenen um Verzeihung für die bisherigen Fehler einher, ja spielen Betroffene in dem Statement gar keine Rolle, ist es wahrscheinlich in die zweite Kategorie einzuordnen. Wenn dann Menschen aus dieser Struktur in den sozialen Medien Verschwörungstheorien darüber verbreiten, warum diese Anschuldigungen jetzt bekannter werden, dass die Unterstützungskreise der Betroffenen eigentlich die Partei zerstören wollen, oder dass diese Personen sich nur profilieren und ihre eigene Karriere voranbringen wollen, dann kann man recht sicher sein, dass es sich um massive Schuldabwehr handelt.
Sexistische Strukturen zu bekämpfen ist schwierig, weil der Täter immer auch der Kumpel, Genosse oder Freund von einem selber oder einer Person ist, die man wertschätzt. Sie kommen nicht von außen, sondern sind Teil der Gruppe, der Partei, des Kollektivs. Oft haben die Täter nicht nur ein Mal ihre Hand hingelegt, wo sie nicht hingehörte, oder sehr viel Zeit mit sehr viel jüngeren Genossinnen verbracht, und dabei etwas zu viel Alkohol ausgegeben. Wenn man so etwas mitbekommen, aber ignoriert oder sogar Witze gemacht hat, ist man Ermöglicher*in, Verharmloser*in und Teil sexistischer Strukturen.
Diese Strukturen aufzubrechen, erfordert mehr als Beteuerungen. Es erfordert die Untersuchung der Vorfälle, den Ausschluss von Tätern aus Funktionen, Selbstreflektion, Hilfe von außen und von den feministischen Genoss*innen, um der Partei noch eine Chance zu geben.
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