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Mit Wasserstoffantrieb bis nach Rügen
Berlins Taxibranche schrumpft rasant – und will auch deshalb mehr auf grüne Mobilität setzen
»Helft uns, sonst wird es uns bald nicht mehr geben!«, sagt Leszek Nadolski auf der Pressekonferenz der Berliner Taxiinnung am Donnerstag. Seine drastischen Worte unterstreicht der Vorsitzende mit beeindruckenden Zahlen. Täglich würden zwischen zwei und drei Taxis in der Hauptstadt abgemeldet. Gehe es so weiter, könne die freie individuelle Mobilität der Berlinerinnen und Berliner schon bald nicht mehr gewährleistet werden. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit.«
In der ohnehin schon prekären Lage hat der Krieg in der Ukraine laut Nadolski nun für den »nächsten Schlag« gesorgt. Taxifahrerinnen und -fahrer in Berlin litten enorm unter der Belastung gestiegener Benzinpreise. Umso schneller muss aus Sicht des Innungsvorsitzenden nun der Umstieg auf nachhaltige Antriebe gelingen. Er selbst hat hierfür einen Plan entworfen.
»Die Frage ist, wie das Taxi der Zukunft aussehen soll«, sagt Nadolski. Auf den Durchbruch des autonomen Fahrens in 30 oder 40 Jahren könne man nicht warten: »Wenn wir von den fossilen Brennstoffen wegkommen wollen, dann müssen jetzt handeln.«
Um den Einsatz batteriebetriebener Fahrzeuge allein soll es dabei allerdings nicht gehen. »Wir müssen uns breiter aufstellen, um uns nicht abhängig zu machen«, sagt Nadolski und kritisiert, dass Wasserstoffautos oder andere Alternativen noch immer »wie Stiefkinder« behandelt würden. Fahrten mit einem Wasserstofftaxi von Berlin nach Rügen seien abenteuerlich, aber alles andere als unmöglich. Der Vorsitzende der Berliner Taxiinnung, der auch selbst ein Unternehmen betreibt, sagt: »Es funktioniert, wenn man nur will.«
Nichtsdestotrotz ist es laut Nadolski um die infrastrukturellen Voraussetzungen in der Hauptstadt schlecht bestellt. Rund 20 Elektroautos müssten sich derzeit in Berlin eine Ladesäule teilen: »Das ist mehr als kritisch.« Ganze zwei Jahre habe er auf die Berliner Senatsverwaltung einwirken müssen, damit nun die ersten beiden Schnellladesäulen für Taxen an den Start gehen könnten.
»Auch wir sind ein Teil des ÖPNV - so wie die BVG«, sagt Nadolski. »Auch wir erwarten, von Regionalisierungsmitteln, von Zuschüssen des Landes und des Bundes zu profitieren.« Was nachhaltige Mobilität im Straßenverkehr angehe, könne die Taxibranche als Vermittler dienen und Innovationen vorantreiben. »Die ersten E-Taxen sind schon auf der Straße«, sagt Nadolski. Immer wieder würden die Kundinnen und Kunden nachfragen, wie so ein Wagen laufe und ob man damit zufrieden sei. Letztlich würden in Taxen auch Tests für die Autoindustrie durchgeführt: »Wenn sie bei uns funktionieren, funktionieren sie überall.«
Hohem Druck sehen sich Taxifahrerinnen und -fahrer durch die junge Konkurrenz ausgesetzt. Neben Fahrdiensten wie Uber sind es vor allem Mietwagenanbieter, die zunehmend Raum in der Stadt einnehmen. Hermann Waldner, Geschäftsführer der Funkzentrale Taxi Berlin, berichtet von mehr als 2400 neuen Mietwagen innerhalb der letzten zwei Jahre. Zugleich seien über 2100 Taxen abgemeldet worden. »Der Gesetzgeber gibt uns keinen Schutz gegen diesen Wildwuchs an Mietwagen«, sagt Waldner. Während diese frei in ihrer Preisgestaltung agieren könnten, bestehe für Taxen eine Bindung: »Das ist eine krasse Situation.«
Begrüßen konnte Waldner immerhin das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofs, der eine Revision Ubers zurückgewiesen hat. Das Unternehmen ist nun dazu verpflichtet, Niederlassungen in Deutschland zu gründen. Damit wird Uber bindender als zuvor den deutschen Steuergesetzen unterliegen.
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