• Politik
  • Sérgio Roberto de Carvalho

Brasilianischer Pablo Escobar

Die Flucht von Drogenboss Sérgio Roberto de Carvalho hat ein Ende

Die Fahndung von Interpol nach Drogenboss Carvalho hatte Erfolg.
Die Fahndung von Interpol nach Drogenboss Carvalho hatte Erfolg.

Da ist Ungarns Behörden am Dienstag ein richtig dicker Fisch ins Netz gegangen: Die dortige Polizei verhaftete mit Sérgio Roberto de Carvalho den Kopf eines internationalen Drogenrings. Der Verbrecher mit dem Kampfnamen Major Carvalho ist der Öffentlichkeit auch als »der brasilianische Pablo Escobar« bekannt. Anders als der mächtige kolumbianische Kartellchef, der 1993 bei einer Razzia in Medellín definitiv getötet wurde, hat Carvalho mindestens drei Leben. Das erste Mal hörte sein Herz um 10.50 Uhr am 20. August 2020 für immer zu schlagen auf. So steht es auf dem Totenschein, den ein Arzt einer noblen südspanischen Schönheitschirurgie ausstellte. Später soll ihn ein weiteres Mal der Tod ereilt haben und Carvalho als Covid-Opfer mitgezählt worden sein. Da befand er sich bereits unter falschen Identitäten auf der Flucht vor der Justiz durch Europa. 

Im richtigen Leben war Carvalho lange Ordnungshüter, sein Majorsrang ist authentisch. Geboren wurde er 1958 in Ibiporã im südbrasilianischen Bundestaat Paraná. Sein Vater war Geschäftsmann, die Mutter Hausfrau. Mit fünf Geschwistern wuchs er in Campo Grande auf und trat 1980 in die Militärpolizei ein. In São Paulo absolvierte Carvalho die Polizei-Akademie. Als Chef eines an der Grenze zu Paraguay eingesetzten Bataillons erweiterte er seine Skills um den Schmuggel von Reifen, Whiskey und schließlich Kokain. 1997 ließ er sich in die Reserve versetzen, um sich voll dem Import von Schnee aus Kolumbien und Bolivien widmen zu können. Doch war bald auch die Bundespolizei hinter ihm her. Die ihm 2010 gestrichene Rente konnte Carvalho 2016 erfolgreich einklagen, zwei Jahre später flog er endgültig aus dem Polizeikorps. Privat bevorzugte er den eigenen Jet. Nun startete der Major international durch: Seit 2017 soll sein Netzwerk mindestens 45 Tonnen Kokain von brasilianischen in europäische Häfen verfrachtet haben. 

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -