Emissionshandel bleibt seinem Ruf treu

Paradigmenwechsel in der EU ist ausgeblieben

Auch wenn die hohe Inflation für die Bevölkerung ausschließlich schlimme Folgen hat, darf man jenseits der aktuellen Marktturbulenzen und geostrategischen Interessen eines nicht vergessen: Preise können Signale für positive Veränderungen der Wirtschaftsweise setzen. Gerade beim Klimaschutz spielen sie eine wichtige Rolle. Die EU will zwar nichts vom CO2-Preis wissen, da dies nach Kommandowirtschaft riecht, setzt aber immerhin auf den etwas umständlichen Emissionshandel, der einen ähnlichen Zweck erfüllen soll. Bisher hat er aber einen schlechten Ruf: viel zu großzügig gegenüber Verschmutzern und zu sehr eingegrenzt. Seine Reform gehört daher zum Kern des aktuellen EU-Klimaschutzpakets.

Nach dem Abstimmungseklat vor zwei Wochen stimmte das Europaparlament nun dafür, an ein paar kleineren Stellschrauben zu drehen. Ursprünglich hatten die Umweltfachleute aber einen großen Wurf angestrebt: Alle wichtigen Wirtschafts- und Verbrauchsbereiche werden in den Emissionshandel integriert, spürbar zur Kasse gebeten und das Ganze wird mit einem gewaltigen Klimasozialfonds versehen, der die Mittel an die tatsächlich vulnerablen Gruppen in großem Stil umverteilt. Das wäre praktisch auf einen Paradigmenwechsel in der Klimapolitik hinausgelaufen.

Mehrheiten dafür lassen sich aktuell aber selbst im bisweilen auch mal mutigen Europaparlament nicht herstellen. Gerade die Lobby wichtiger Industrien, die vor untragbaren Kosten für deren CO2-Ausstoß warnt und mit Abwanderung ins Ausland droht, fand Gehör rechts und in der Mitte des Parlaments. Wie die EU dann aber ihre Klimaziele bis hin zur CO2-Neutralität erreichen will, ist weiter ein Rätsel. Der Emissionshandel bleibt seinem schlechten Ruf erst mal treu.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!