Keine Frage des Kontexts

Erik Zielke zum Rücktritt der Documenta-Generaldirektorin

Mehr als überfällig, dass Sabine Schormann, bis dato Generaldirektorin der Documenta, die Auflösung ihres Vertrags bekanntgegeben hat. Wer wie die Kulturmanagerin trotz Leitungsposition nicht bereit ist, die Mitverantwortung für die Ausstellung eines Banners mit antisemitischer Symbolik an einem zentralen Ort in der hessischen Stadt einzugestehen, und unsäglicherweise judenfeindliche Darstellungen zu einer Frage des kulturellen Kontextes verklärt, ist für einen solchen Posten denkbar ungeeignet.

Dem Rücktritt war ein Streit um Zuständigkeiten und um Kunstfreiheit vorausgegangen. Nun darf diese Personalentscheidung aber nicht die Debatte ersticken, die offenbar erforderlich ist. Noch immer stehen die unbeantworteten Fragen im Raum, ob man für die symbolpolitische Geste, Künstler aus dem Globalen Süden auszustellen, einem primitiven Kulturalismus Einzug gewähren lassen will und ob sich ästhetische Kategorien in der kuratorischen Praxis wirklich durch Erwägungen ersetzen lassen, mit welchen aktivistischen Bestrebungen man sympathisiert und welche Menschengruppen möglicherweise unterrepräsentiert sind.

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