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Lohnende Verhandlungen in Kriegszeiten
Martin Ling über das Abkommen für ukrainische Getreidelieferungen
Das Abkommen zu den ukrainischen Getreidelieferungen ist ein erster Erfolg für António Guterres. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar bemüht sich der UN-Generalsekretär unermüdlich, den Krieg zwischen Russland und dem Nachbarland auf dem Verhandlungsweg beizulegen. Dass er dafür allzu viel Unterstützung erfährt, ist nicht zu erkennen. Nicht aus dem Westen, nicht aus dem Osten.
Das Abkommen von Istanbul, das am Freitag im Beisein von Guterres unterzeichnet wurde, steht fürs Erste nur auf dem Papier und ist vorerst auf vier Monate befristet. Was es davon unbenommen zeigt: Es ist möglich, dass die Ukraine und Russland unter Vermittlung Dritter zu Vereinbarungen kommen – mitten im Krieg.
Mit der Umsetzung würde die Seeblockade im Schwarzen Meer hinfällig. Die Ukraine könnte die 20 bis 25 Millionen Tonnen Getreide exportieren, die sich seit Kriegsbeginn in den Lagern aufgestaut haben. Allein in Afrika importierten vor Kriegsbeginn 25 Länder mehr als ein Drittel ihres Weizenbedarfs aus Russland und der Ukraine. Vor allem dort treibt der Krieg durch steigende Preise und ausbleibende Importe den Hunger. Bis zu 47 Millionen akut Hungernde zusätzlich allein wegen des Krieges befürchtet die Uno. 276 Millionen hungern schon jetzt akut, 828 Millionen Menschen sind chronisch unterernährt.
Jedes Schiff soll kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass es keine Waffen geladen hat. In beide Richtungen. Verantwortlich dafür ist ein Kontrollzentrum in Istanbul unter Leitung der Uno. Vorwände, das Abkommen zu brechen, werden sich leicht finden lassen. Und dennoch ist dieses Abkommen ein Fortschritt: Verhandlungen sind lohnend. Was für die Seeblockade gilt, gilt für den Krieg insgesamt. Guterres weist den Weg. Der Westen und der Osten sollten folgen.
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