Warme Worte und sonst nichts

Der Vatikan scheut die Verantwortung für jahrzehntelange Gewalt gegen indigene Mädchen und Jungen

Der Papst ist aus Kanada zurück und macht Schlagzeilen mit Bemerkungen über seinen Gesundheitszustand. Dabei droht in Vergessenheit zu geraten, weshalb er in das nordamerikanische Land gereist war – und was dabei unerledigt blieb. Denn Anlass des Besuchs war ein riesiger Skandal. Viele Jahrzehnte lang wurden in Kanada indigene Kinder aus ihren Familien gerissen und in Internate gesteckt, um sie den westlichen Werten – nun ja – anzupassen. Die katholische Kirche beteiligte sich aktiv an diesem brutalen Umerziehungsregime, bei dem Tausende Kinder starben und viel mehr fürs Leben geschädigt wurden.

Die Papst-Visite sollte ein Zeichen aufrichtiger Reue und Buße sein – letztlich war sie eine Ausflucht. Franziskus redete die Verantwortung des Vatikans klein und sprach in der Pose des alten betroffenen Mannes nette Worte, die genau so abgewogen waren, dass daraus nichts Handfestes folgen muss. Schon gar keine Entschädigungszahlungen, die für die unglaublich reiche katholische Kirche eine Selbstverständlichkeit sein müssten. Erst auf dem Rückflug fiel ihm das Wort Völkermord ein. So billig darf sich der Vatikan nicht aus diesem Skandal stehlen.

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