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Rotes Tuch
Kajsa Ekis Ekman wehrt sich gegen ihren Rausschmiss bei »Arbetaren«
»Das können die voll vergessen.« Kajsa Ekis Ekman will ihren Posten bei Schwedens anarchosyndikalistischer Zeitung »Arbetaren« (Der Arbeiter) nicht kampflos hergeben. Das sei immer schon ihr Traumjob gewesen. Erst in der vergangenen Woche war Ekman als Chefredakteurin des seit 1922 bestehenden Blatts eingesetzt worden. Die streitbare Feministin ist durch Beiträge im anspruchsvollen Kulturteil der Boulevardzeitung »Aftonbladet« auch einem breiten Publikum bekannt. Nachdem Mitarbeiter gegen Ekman auf die Barrikade gingen, reagierte der Herausgeber von »Arbetaren«. Das ZK der ein paar tausend Mitglieder zählenden syndikalistischen Gewerkschaft SAC widerrief am Sonntag hinter ihrem Rücken den Deal mit Ekman. Moniert worden sein sollen ihre Positionen zum Ukrainekrieg und in der Transsexuellen-Debatte. Doch die Leninpreisträgerin des Jahres 2020 – Schwedens einträglichster Literaturpreis wurde von dem leicht durchgeknallten Hotelier und Mäzen Lasse Diding aus Varberg bei Göteborg gestiftet – fährt die Krallen aus: Sie erinnert SAC daran, dass Schweden ein Arbeitsrecht kennt und man hier Leute nicht einfach »in den Papierkorb werfen« darf. Die sollen mal ein bisschen runterkommen und sehen, was sie Tolles aus der Zeitung macht, findet Ekman. Im April war sie bereits bei der ökolinken »Dagens ETC« als Leitartiklerin abgesägt worden. Ihre Recherche über Verbindungen des ukrainischen Mediums »The Kyiv Independent« zu US-Stellen und Fans des NS-Kollaborateurs Bandera hatte dort für kalte Füße gesorgt.
Ekman, 1980 in Stockholm geboren, gehörte in ihrer Jugend zur Antifa- und Punk-Szene, an der Uni belegte sie Literaturwissenschaften. In vier Büchern hat sie sich mit Kapitalismus und Frauenrechten auseinandergesetzt, Prostitution und Leihmutterschaften kritisiert. Ideologischen Moden der Identitätspolitik folgt die stets flott gestylte Linksautonome nicht. Ob Ekman damit bei »Arbetaren« noch einen Fuß auf den Boden kriegt, wird sich zeigen.
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