- Politik
- William Ruto
Aufsteiger
William Ruto hat sein Amt als Kenias neuer Präsident angetreten
Seine Parteienkoalition heißt »Kenya Kwanza« (»Kenia zuerst«). Ob für Kenias neuen Präsidenten Willam Ruto das Land und nicht er selbst zuerst kommt, ist weithin umstritten. Die Herkunft seines stattlichen Vermögens vermag der bisherige Vizepräsident nicht hinreichend zu erklären. In manchen Umfragen wird er als der korrupteste Politiker Kenias geführt. Gewählt wurde er trotzdem, weil Korruption sicher kein Alleinstellungsmerkmal seiner Person ist. Gewählt wurde er, weil er sich erfolgreich vom Hühnerverkäufer zum Millionär vermarktet hat und diese Geschichte allen Kenianern als potenziell auch für sie möglich verkauft hat. »Bottom Up« war Rutos Slogan, er versprach eine Wirtschaft für die »Hustler«, die Straßenverkäufer, denen er einst selbst angehörte. Stärkung für den informellen Sektor und die ärmeren Schichten war sein Credo. Es reichte zu einem denkbar knappen Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 9. August gegen Raila Odinga mit 50,5 zu 48,9 Prozent der Stimmen, der erst am 5. September amtlich wurde: Da wies der Oberste Gerichtshof die Klage wegen Manipulation seitens Odinga ab und machte den Weg für die Vereidigung am 13. September frei.
In Kenia hat Ruto niemanden mehr über sich außer Gott, an den der evangelikale Christ innigst glaubt. Während des Wahlkampfs wurde er von seinen Gegnern als »stellvertretender Jesus« verspottet. Auf Gebete setzte er einst beim Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Da war er für Morde und Vertreibungen nach den Wahlen 2007 angeklagt worden, das Verfahren wurde eingestellt – auch weil zahlreiche Zeugen beeinflusst worden waren.
Vom Messdiener über den Prediger an der Universität ist der 55-Jährige, der einst auch Landwirtschaftsminister war, nun an Kenias Staatsspitze gelangt. Hunger und Armut zu bekämpfen, sind die dringlichsten Herausforderungen. Beten allein wird da nicht helfen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.