Mit Nazikeule

Der Schweizer Bischof Kurt Koch nennt den Synodalen Weg in einem Atemzug mit NS-affinen Christen

Der innerkatholische Streit um die Reformversammlung Synodaler Weg treibt immer neue Blüten. Jetzt hat der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch sie gar in Verbindung mit den Deutschen Christen in der Nazizeit gebracht. Der katholischen Zeitung „Tagespost» sagte er Ende vergangener Woche, es irritiere ihn, wenn nun neben den anerkannten Quellen des katholischen Glaubens auch neue Erkenntnisse hinzugezogen werden sollten, um die Lehre anzupassen. »Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die sogenannten Deutschen Christen Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben.« Die »Deutschen Christen« waren eine Strömung in der Evangelischen Kirche, die die Ideologie der Nazis in deren Lehre integrieren wollte. Die Äußerungen wiegen auch deshalb besonders schwer, weil der 72-Jährige zu den obersten Mitarbeitern der Zentralverwaltung des Vatikans gehört.

Der Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete Kochs Vergleich als »völlig inakzeptable Entgleisung« und forderte eine öffentliche Entschuldigung. Andernfalls werde er Beschwerde beim Papst einreichen. Doch Koch bleibt stur. In einer Stellungnahme betont er, er habe den Synodalen Weg nicht mit den Deutschen Christen oder mit „einer Nazi-Ideologie» verglichen. Daher könne er auch nichts zurücknehmen. »Ich muss wahrnehmen, dass Erinnerungen an Erscheinungen und Phänomene in der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland offensichtlich tabu sind«, schreibt der Kardinal. Jene, die sich verletzt fühlten, bitte er aber um Entschuldigung. Bätzing findet, dass Koch mit der Erklärung alles noch schlimmer macht. Der Schweizer hat derweil für das vergangene Wochenende geplante Termine in Deutschland abgesagt, die Stadt Schwäbisch Gmünd lud ihn ihrerseits aus. Dort hatte er sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen sollen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.