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Der Enttäuschte
Umweltaktivist Michael Zobel verlässt die Grünen
Michael Zobel ist eines der Gesichter im Widerstand gegen den Braunkohletagebau im Rheinischen Revier. Und jetzt parteilos: Aus Protest gegen die Kohlepolitik der Grünen-Spitze trat er aus. Seit Jahrzehnten ist Zobel (Jahrgang 1959) fast rund um die Uhr im Wald unterwegs. Alle nur denkbaren Gruppen – vom Kindergarten bis zum Bio-Leistungskurs, vom Betriebsausflug bis zur Behinderteneinrichtung – hat er in die Natur begleitet. Und ihnen erklärt, warum, von wem und wie sehr sie bedroht ist. Genau hundertmal führte er bei seinen Sonntags-Dorf-und-Waldspaziergängen Interessierte durch den Hambacher Forst, an den Braunkohletagebau und in das von Baggern bedrohte Lützerath. Weil die Grünen mit beschlossen, dass die zum Protestsymbol gewordene Siedlung bald verschwinden soll, zog Zobel jetzt Konsequenzen.
»Der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hat«, war für ihn eine Pressekonferenz. Letzte Woche präsentierten die Grünen-Wirtschaftsminister*innen Robert Habeck (Bund) und Mona Neubaur (NRW) sowie RWE-Boss Markus Krebber einen vermeintlichen Kompromiss: Kohleausstieg im Bundesland bis 2030 statt 2038, aber Lützerath muss weg, wegen Energiesicherheit und so. Dabei war der vorgezogene Kohleverzicht längst beschlossen. »Jetzt so zu tun, als käme der frühere Ausstieg, um die zusätzlichen CO2-Emissionen durch die länger laufenden Braunkohlekraftwerke auszugleichen, ist eine unschöne Mogelei«, so Zobel.
»Könnt Ihr Euch erinnern? Da haben sich viele grüne Politiker*innen in Lützerath ablichten lassen, alle Dörfer sollten bleiben. Seid Ihr Euch eigentlich im Klaren darüber, dass große Teile der Klimagerechtigkeitsbewegung mitgeholfen haben, dass Ihr dahin kommen konntet, wo Ihr jetzt seid?« Zobel war überzeugt, dass andere Mehrheiten allein noch keinen Politikwechsel bedeuten. Die Chancen auf Veränderung würden mit grüner Regierungsbeteiligung aber größer. Nun müsse er feststellen, »dass das eine Illusion war«.
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