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Mit freiem Kopf

Iranische Sportlerin Elnaz Rekabi trotzt den Regeln ihres Landes

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.

Für die Revoltierenden im Iran ist sie eine Heldin, für das Regime eine Kriminelle: Klettersportlerin Elnaz Rekabi trat ohne Kopftuch beim Finale der Asienmeisterschaften in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul an. In den sozialen Medien geteilte Videoclips zeigen, wie sie während des Wettkampfs ohne Kopfbedeckung eine Wand hochklettert.

Rekabi wurde für ihre »Tapferkeit« gelobt, ihre Handlung als Akt der Solidarität mit den kämpfenden Frauen im Iran gesehen. Bei ihrer Rückkehr am Mittwochmorgen wurde sie am Flughafen Teheran von einer jubelnden Menschenmenge begrüßt, wie Videos der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zeigen. Der reformorientierten Tageszeitung »Shargh« zufolge hießen sie Dutzende Menschen willkommen, jubelten und klatschten.

Zunächst hatte es geheißen, dass die 33-Jährige auf dem Rückweg in den Iran verschwunden sei. Rekabis Pass und Mobiltelefon seien beschlagnahmt worden, wurde in sozialen Medien berichtet, auch von einer Festnahme war die Rede. Die iranische Botschaft in Seoul wies alle Anschuldigungen zurück. Rekabi und ihr Team würden wie geplant am Dienstag wieder nach Teheran zurückfliegen, hieß es laut Deutscher Presse-Agentur.

Noch am Flughafen gab Elnaz Rekabi eine Erklärung des Bedauerns zu den Abläufen in Seoul ab. Demnach habe es sich um ein »unabsichtliches Versehen« gehandelt. Schon am Vortag war eine Instagram-Story auf einem Account aufgetaucht, der Rekabi zugeschrieben wird: Darin entschuldigt sie sich dafür, kein Kopftuch getragen zu haben. »Durch ein unpassendes Timing und einen unvorhersehbaren Aufruf zum Klettern« habe sie es unabsichtlich nicht getragen. Tatsächlich verlief der Kletterwettbewerb etwas konfus, sodass auch das nicht ausgeschlossen werden kann.

Doch klingen diese Entschuldigungen wenig spontan und daher wenig glaubwürdig; Beobachter mutmaßen, sie sei von den iranischen Behörden dazu gedrängt worden. Das ist durchaus denkbar, da sie sowohl um ihre Familie als auch um ihre Sportkarriere fürchten muss – und um sich selbst. Ein Vorwurf für eine Verhaftung wäre schnell konstruiert: Aufruhr gegen den Staat. »Die Sorgen um ihre Sicherheit bleiben«, teilte das Zentrum für Menschenrechte in Iran CHRI mit.

Die iranischen Behörden üben regelmäßig Druck auf Aktivisten im In- und Ausland aus. Im Staatsfernsehen werden ähnliche Entschuldigungen veröffentlicht. Menschenrechtsgruppen üben Kritik an solchen erzwungenen Geständnissen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Rekabi aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen und mit einem Ausreiseverbot belegt wird.

Derzeit scheint Elnaz Rekabi auf freiem Fuß zu sein. Augenscheinlich verließ die von Familienangehörigen begrüßte Kletterin nach ihrem TV-Statement das Flughafengelände in einer kleinen Wagenkolonne – ein schwarzer Van und ein weiteres Fahrzeug –, berichtete der Sport-Informations-Dienst (SID). In der Menschenmenge am Flughafen, die anhaltend »Elnaz ist eine Heldin« skandierte, hätten sich auch zahlreiche Frauen ohne die vorgeschriebene Kopfbedeckung befunden.

Nach Angaben des oppositionellen TV-Senders Iran International sind in den letzten Jahren etwa 30 iranische Sportlerinnen und Sportler aus ihren Nationalmannschaften übergelaufen und haben in anderen Ländern Asyl gesucht. Grund dafür seien mangelnde Aufmerksamkeit, Drohungen und Korruption in ihren Verbänden sowie die iranische Politik, Athleten nicht gegen Israelis antreten zu lassen – und für Frauen der obligatorische Hidschab.

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