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Erster unter Gleichen
Mit Paulo Raimundo rückt einer aus der zweiten Reihe an die Spitze der Kommunisten Portugals
Für die Auguren gab es drei, vier Favoriten, doch Paulo Raimundo war nicht darunter: Für die mediale Öffentlichkeit des Landes ist der designierte Generalsekretär der Portugiesischen Kommunistischen Partei (PCP) eine relativ unbekannte Figur. Er saß nie im Parlament und ist kein großer Redner, aber gehört seit Jahren zur engeren PCP-Führung. Im März trat er bei einer Kundgebung zum Hundertjährigen der Partei erstmals an hervorgehobener Stelle in Erscheinung.
An diesem Samstag wird eine Sitzung ihres Zentralkomitees während einer Strategiekonferenz der Partei in Corroios einen Haken unter dieser Personalie machen. In der vergangenen Woche hatte weniger unerwartet Jerónimo de Sousa seinen vorzeitigen Rückzug vom Amt erklärt, aus gesundheitlichen Gründen. In puncto Nachfolger hat es laut de Sousa in den Gremien »eine breite Übereinstimmung« gegeben. Der allseits respektierte 75-jährige Politiker stand 18 Jahre lang an der Spitze der marxistisch-leninistischen Partei und ist ein treuer Bewahrer ihrer Prinzipien und Traditionen. Dazu zählt Bescheidenheit im Auftritt bei Betonung der Kollektivität in der Führung. De Sousa bleibt weiter ZK-Mitglied.
Mit Raimundo vollzieht die PCP einen echten Generationswechsel: Ihr neuer Vorsitzender ist zwei Jahre nach der Nelkenrevolution von 1974 zur Welt gekommen. Raimundos Eltern stammen aus dem »roten« Alentejo, aber aufgewachsen ist er in der Industriestadt Setúbal südlich von Lissabon. Schon in der Schule schloss sich Raimundo der kommunistischen Jugend JCP an und übernahm dort bald Leitungsfunktionen. Erfahrung sammelte er auch im Gemeinderat von Setúbal. Vor seiner Parteikarriere ab 2004 arbeitete Raimundo als Tischler und Bäcker sowie im Kulturbereich eines Jugendvereins. In der Welt der Arbeit sieht auch die PCP ihr Standbein. Raimundo steht für ein weiter enges Verhältnis zur linken Gewerkschaftszentrale CGTP und ist ein deutlicher Fürsprecher der sozialen Proteste gegen die Krisenfolgen. Die ideologische Trennlinie zu den Sozialisten wird er nicht verwischen.
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