Streiks bei Klinikkonzern bringen Erfolg

Verdi empfiehlt Annahme von Tarifeinigung mit Krankenhausbetreiber Sana

  • Dominik Wetzel
  • Lesedauer: 4 Min.
Für viele aktive Gewerkschaftsmitglieder im Sana-Konzern geht es nicht nur um mehr Geld, sondern um bessere Arbeitsbedingungen und damit um Entlastung von einem Arbeitsdruck, der Personal und Patienten gefährdet. Vorbild ist für sie der letztlich erfolgreiche Streik an den NRW-Unikliniken im Sommer, deren Beschäftigte sich mit zahlreichen Protesten wie diesem vor dem Landtag in Düsseldorf Verbesserungen erkämpften.
Für viele aktive Gewerkschaftsmitglieder im Sana-Konzern geht es nicht nur um mehr Geld, sondern um bessere Arbeitsbedingungen und damit um Entlastung von einem Arbeitsdruck, der Personal und Patienten gefährdet. Vorbild ist für sie der letztlich erfolgreiche Streik an den NRW-Unikliniken im Sommer, deren Beschäftigte sich mit zahlreichen Protesten wie diesem vor dem Landtag in Düsseldorf Verbesserungen erkämpften.

Der Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi hat einen Verhandlungserfolg verkündet: Rund 10 000 Beschäftigte des kommerziellen Klinikbetreibers Sana, die unter den Konzerntarifvertrag fallen, könnten sich über mehr Geld freuen, heißt es in einer Pressemitteilung vom Freitag. Es war aber bereits die fünfte zähe Verhandlungsrunde, an deren Ende nun ein Ergebnis stand, dessen Basis ein Angebot des Unternehmens war. Demnach sollen sich die Entgelte der Beschäftigten um sieben Prozent, mindestens aber um 200 Euro erhöhen – allerdings erst zum 1. Juni 2023. Zudem wurden höhere Zulagen sowie Einmalzahlungen von 2000 Euro in diesem und 500 Euro im Jahr 2024 vereinbart. Zudem bietet die Sana Kliniken AG den Beschäftigten an, Teil der eigenen privaten betrieblichen Krankenversicherung zu werden.

Der Mitteilung waren bundesweit erneute Warnstreiks vom Dienstag bis zum Donnerstag vorausgegangen, sowohl in Berlin als auch in Nürnberg. Auch im Oktober hatten Beschäftigte bereits für ihre Forderungen die Arbeit niedergelegt.

Die Verdi-Tarifkommission kündigte eine Mitgliederbefragung zum Tarifergebnis an. Diese soll bis zum 25. November abgeschlossen sein. Die ver.di-Tarifkommission empfiehlt eine Annahme. Allerdings wünschen sich viele Pflegekräfte nicht nur für eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation, sondern auch einen Entlastungstarifvertrag. Für die gut organisierten Sana-Beschäftigten in Berlin-Lichtenberg ist ein Streik für dieses Ziel durchaus eine Option. Verdi hatte erklärt, man werde die Kolleg*innen unterstützen, sollten sie sich dafür entscheiden.

Die Sana Kliniken AG ist Deutschlands drittgrößter privater Krankenhauskonzern. Sie betreibt bundesweit 44 Akutkrankenhäuser, drei Herzzentren, vier Orthopädische Fachkliniken, drei Rehabilitationskliniken, vier Pflegeheime und 28 Medizinische Versorgungszentren. Insgesamt arbeiten rund 36 000 Menschen für das Unternehmen.

Verdi verhandelte für die Beschäftigten der 20 Sana-Kliniken, die unter den Konzerntarifvertrag fallen. Zunächst hatte die Gewerkschaft einen Sockelbetrag von 150 Euro monatlich und linear acht Prozent mehr Gehalt für eine Laufzeit von zwölf Monaten gefordert. »Die Inflationsrate kann nur mit langfristig steigenden Zahlungen ausgeglichen werden«, hatte die Berliner Gewerkschaftssekretärin Janine Balder betont.

Anlässlich der nun beendeten Verhandlungsrunde hatte Verdi zu einer Demo nach München mobilisiert, wo die Sana AG ihren Konzernsitz hat. Auch Beschäftigte der Sana Klinik Lichtenberg zeigten in der bayerischen Landeshauptstadt Präsenz.

Dem Abschluss am Freitag waren etliche Warnstreikwellen bundesweit vorausgegangen. So hatte in der Sana Klinik Hof in Oberfranken schon am 14.10. etwa die Hälfte aller Pflegekräfte die Arbeit niedergelegt. In Nürnberg sowie in Pegnitz im Landkreis Bayreuth erreichten die Streiks ihren ersten Höhepunkt am 20. Oktober. In Berlin umzingelten die Beschäftigten der Sana Kliniken Lichtenberg ebenfalls am 20. Oktober die Verdi-Zentrale, wo die Verhandlungen stattfanden, um ihren Chefs mit Trommeln und Pfeifkonzert »einen gebührenden Empfang zu bereiten« und Druck zu machen. Die Arbeitsbedingungen seien »auf einem Niveau, das nicht den anderen Häusern angepasst ist«, hatten Rednerinnen erklärt. Die Charité und der landeseigene Vivantes-Konzern hatten sich bereits im Oktober 2021 auf bessere Tarifverträge geeinigt.

Auf Kundgebung wie jener in Berlin erzählten Pflegerinnen von Fortbildungen, die sie oft selbst bezahlen müssen. Diese würden dann zugleich häufig nicht für Lohnerhöhungen anerkannt. Auch von überbelegten Kinderintensivstationen berichteten Demonstrantinnen. Auf Forderungen nach mehr Personal heiße es von Unternehmensseite oft, man könne ja das Unternehmen wechseln. »Als wenn auf der Straße Hunderte stehen, die nachkommen«, empörte sich auf der Berliner Demo eine Pflegerin.

Die vergangene Woche war im Gesundheitsbereich generell von Arbeitskämpfen geprägt. So legten in Baden-Württemberg Beschäftigte der Unikliniken Tübingen, Ulm, Heidelberg und Freiburg die Arbeit nieder und gingen für bessere Bedingungen und höhere Löhne auf die Straße. Bereits im Sommer hatten die Unikliniken in Nordrhein-Westfalen mit einem zehn Wochen währenden Streik einen Tarifvertrag Entlastung erkämpft.

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